Die deutsche Einheit und ich - meine ganz persönliche Geschichte

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Den Tag der Wiedervereinigung erlebte ich auf meinem Posten an der deutschen Botschaft in Ankara.

Meine Geschichte aber hatte bereits viel früher begonnen.
Schon in der Schule und an der Universität, als die verschiedenen Theorien zum Wesen Deutschlands auf den Lehrplänen standen (Dachtheorie, Zwei-Staaten-Theorie, Exklaven-Theorie, Enklaven-Theorie), kamen sie mir im wahrsten Sinne des Wortes sehr theoretisch vor. Mir erschienen sie als wenig zielführend in Bezug auf die Lösung der Problematik Deutschlands. Mir war jedoch eines stets klar: In Zukunft würde alles möglich sein, wenn das deutsche Volk es wollte – unabhängig von der Theorie, die man in Bezug auf seinen damaligen Status verfocht.

Es vergingen Jahre bis ich 1989 an die deutsche Botschaft in Ankara entsandt wurde.
Dort eingetroffen, fragte mich meine Sekretärin, bei welcher ausländischen Botschaft ich meinen Reigen der für Neulinge üblichen Vorstellungsbesuche beginnen wollte. Ich erwiderte ohne Zögern, daß ich mich selbstverständlich zunächst den deutschen Kollegen vorstellen wollte. Die Reaktion war ein erstaunter Blick, verbunden mit der Nachfrage „Sie wollen wirklich zu denen von der DDR gehen? Auf diese Idee ist bisher noch niemand gekommen. Wir kennen sie überhaupt nicht.“ Ich entgegnete: „Dann wurde es ja höchste Zeit, daß ich gekommen bin. Wenn wir die Kollegen nicht kennen, dann lernen wir sie nun kennen.“
Es wurde also ein Besuchstermin bei der Botschaft der DDR für mich vereinbart. Dem Vernehmen nach war das Erstaunen auf der anderen Seite zumindest ebenso groß. Aber ich wurde willkommen geheißen. So begab ich mich einige Tage später zur Botschaft der DDR, wo mich mein Kollege in einem wahrscheinlich „verwanzten“ Besucherraum verhalten, aber dennoch sehr freundlich begrüßte. Aus diesem Gespräch ergab sich ein ständiger Kontakt zwischen uns, der in den diplomatischen Kreisen Ankaras neugierig beäugt und verfolgt wurde, da es allen vollkommen ungewohnt erschien, die Deutschen vertraut miteinander essen und diskutieren zu sehen.

Den Tag des Mauerfalls erlebte ich zunächst allein vor dem Fernseher. Dann rief mich meine amerikanische Kollegin und Freundin an und meinte: „Was gerade geschieht, möchte ich mit Dir zusammen erleben. Das ist ein historisches Ereignis, das Du schon zuvor prophezeit hattest. Ich möchte jetzt die Gelegenheit haben, das mit einer Deutschen zu verfolgen.“ So begab ich mich zu ihr, und wir sahen uns das Ganze gemeinsam an.

Als es dann zur Auflösung der DDR-Botschaft kam, wollten die Kollegen nur an mich übergeben, da ich ihnen als einzige vertraut war. So kam es dann, daß ich die Übergabe abwickelte und den Abschiedsempfang für die DDR-Kollegen ausrichtete. Zum Dank erhielt ich ihre wunderschönen Pflanzen.

Den DDR-Kollegen aus Ankara traf ich später in Moskau wieder, wo er inzwischen als Firmenrepräsentant tätig war. Als wir dort gemeinsam den Bürgerkrieg erlebten, nachdem wir in Ankara am Rande die Iran-Irak-Krise mitbekommen hatten, zogen wir das Fazit:“ Wo immer wir auftauchen, ist alsbald der Teufel los.“

Ich erinnere mich gerne daran. Vielleicht liest Uwe M. ja diese Zeilen. Ich würde mich über ein Lebenszeichen von ihm freuen.

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