Ar-rais: kein Fallache und kein Pharao

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Zum Tode von Muhammad Husni Mubarak

Muhammad Husni Mubarak gelang es zeitlebens nie, an Nimbus und Charisma seines legendären Vorgängers im Amt, Anwar as-Sadat, anzuknüpfen. Dieser hatte Maßstäbe gesetzt, die schwierig zu erreichen oder gar zu übertreffen waren. Aus Gründen der Fairneß aber darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß Anwar as-Sadat in eine internationale Konstellation gestellt war, die ihm den Weg ebnete zur Entfaltung seiner Visionalität. Die Gunst der Stunde und der Gegenspieler, mit denen er interagieren und von denen er sich abheben konnte, ermöglichten ihm den Fußabdruck eines Pharaos der Neuzeit in der Geschichte, der seinem profil- und konturlosen Nachfolger so nicht vergönnt sein wird.

Muhammad Husni Mubarak war kein Fallache und kein Pharao. Er war ar-rais, der Führer (wörtlich: der Kopf). Dieser Titel umschreibt aber nur seine tatsächliche Position an der Spitze des Staates Ägypten. Damit verbunden ist bei ihm kein Attribut, das über diese Standortbeschreibung hinausreichte. Er war ein Garant von Stabilität in der Region und ein Verwalter. Er war kein Visionär und kein Gestalter.
Vermutliche Unsicherheit kaschierte er hinter einem rituellen Gehabe, das Würde ausstrahlen sollte, aber eher schwerfällig und aufgesetzt wirkte.
Während sein brillanter Vorgänger auf der internationalen Bühne zu begeistern wußte, im Lande selbst aber polarisierte, rief Mubarak nirgendwo Enthusiasmus hervor und polarisierte intern zunehmend negativ. Der Westen schätzte ihn als Stabilisator im Nahen Osten. Impulse aber gingen von ihm keine aus, außenpolitische Eskapaden aber auch nicht. Er sorgte in Ägypten für Ruhe und Ordnung, notfalls repressiv. Dies sollte ihm nicht allzu kritisch angelastet werden, denn das Beispiel anderer Staaten der Region zeigt, wie schnell Dinge dort aus dem Ruder laufen, gefolgt von noch weitaus schlimmeren Zuständen (Libyen, Irak). Seine von Korruption und Nepotismus geprägte Amtszeit endete schmählich. Er wechselte vom Präsidentenplast ins Gefängnis.

Sein Verhältnis zu Deutschland, wo er sich oft zu Heilbehandlungen aufhielt, war geschäftsmäßig korrekt. Auch hier stand er sich mit seiner Unbeweglichkeit selbst im Wege. Die Empfänge anläßlich des Nationalfeiertages des immerhin zweitgrößten Fördererlandes Ägyptens mit seiner Anwesenheit zu beehren, fand er entbehrlich. Der deutsche Botschafter, ein von Ägypten hellauf begeisterter „Berufsägypter“, bekam ihn gerade zweimal zu Gesicht: das erste Mal bei einem Sammeltermin zur Entgegennahme der Akkreditierungsurkunden mehrerer neu in Kairo eingetroffener Missionschefs und ein zweites und letztes Mal bei der Abschiedsaudienz für mehrere Botschafter, die ihren Einsatz in Kairo beendet hatten. Ich selbst bin ihm nie begegnet, was ich als etwas enttäuschend empfand; hatten auf meinen vorherigen Posten doch immerhin Michail Gorbatschow und Turgut Özal auch einmal an mich Jungspund das Wort gerichtet.

Sehr viele erinnern sich daran, wo sie waren und was sie gerade taten, als Anwar as-Sadat starb. Der heutige Tag wird wohl nicht in Verbindung mit dem Tode von Muhammad Husni Mubarak in Erinnerung bleiben.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/er-starb-im-alter-von-91-jahren-ägyptens-ex-machthaber-husni-mubarak-ist-tot/ar-BB10mERD?MSCC=1582634538&ocid=spartandhp
https://www.sueddeutsche.de/politik/aegypten-hosni-mubarak-tot-1.4819091
480px-Hosni_Mubarak_ritratto.jpg

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