Ein schwieriger, aber notwendiger Brief

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Lieber XXXXX,

in diesem Jahr erfreut mich der Februar, denn er zeigt mir seine milde Seite. Somit nutze ich die freundlichen Tage im Zuge der nun spürbaren Rückkehr von Wärme und Licht für viel Bewegung draußen in der Natur.
Im Februar liegt auch dein Geburtstag. In zwei Wochen steht bei dir die XY auf der Lebensuhr, wobei du mir dabei lediglich zwei Monate vorausgehst.

Vielleicht wirst du dich wundern, warum ich dir nach vielen Monaten des Kommunikationsstillstands gerade jetzt einen Brief schreibe. Wäre es nicht naheliegend gewesen, noch wenige Tage zu warten, um dann den offensichtlich passenden Termin zu nutzen?

So wie das Wetter eine bedeutende Rahmenbedingung für Aktivitäten im Freien darstellt, ist für zwischenmenschliche Beziehungen der gesellschaftliche Kontext von Bedeutung. Es entsteht für dich nun gleich die Herausforderung, die folgenden möglicherweise eigenartig anmutenden Ausführungen mit der „richtigen Sichtweise“ aufzunehmen. Ich weise dich darauf hin, dass es mir bereits bei meinem letzten Brief nicht um „Wirkung“ ging. Erinnerst du dich? Hinzu kommt, dass ich nunmehr auch keine „Klarheit“ anstrebe und keinen Diskurs anbieten möchte, sondern lediglich eine Art Selbstoffenbarung vollführe, die sich im Text widerspiegelt.

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Auf der einen Seite steht also die breite Mehrheitsgesellschaft, die einen moralisch und intellektuell höherwertigen Status einnimmt, und dabei Demokratie, Wissenschaftlichkeit, Solidarität und Zusammenhalt für sich in Anspruch nimmt. Ihr gegenüber hat sich eine kleine Minderheit von Coronaleugnern, Verschwörungstheoretikern, Schwurblern, Rechtsextremen, Feinden der Demokratie positioniert, die sich schwerpunktmäßig an
jedem Montag abends zu Spaziergängen in vielen Innenstädten zusammenrottet. Unser Bundespräsident führte unlängst dazu aus:
„Ich sehe aber mit Sorge, dass radikale, vor allem rechtsextreme Kräfte, denen es nicht um Corona geht, sondern die unseren demokratischen Rechtsstaat angreifen, dass sie die Proteste für ihre Zwecke instrumentalisieren und zunehmend andere vor ihren demokratiefeindlichen Karren spannen."
(Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/steinmeier-corona-stille-mehrheit-101.html)
Diese unumstößliche Wahrheit aus dem berufenen Munde des Staatsoberhaupts der BRD muss unbedingt unwidersprochen bleiben. Er spricht ja quasi „ex Cathedra“.
Das ist die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wie sie täglich von ARD, ZDF, Spiegel und SZ berichtet wird. Steinmeier hat höchstens vergessen zu erwähnen, dass Putin hinter dieser wilden Meute steckt.

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Ich habe in den letzten zwei Jahren bezogen auf mein persönliches Umfeld erfahren, dass es seitens der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft keinerlei Diskursbereitschaft gibt. Ich möchte diese Menschen auch nicht mit einer Kontaktschuld kontaminieren und mit verstörenden Aussagen irritieren, so dass ich sie ihren weiteren Weg unbehelligt gehen lasse. Auch der Umstand, dass mir Restaurant- und Cafebesuche untersagt sind, stört mich nicht mehr. Als ungeimpfte und ungetestete Person rechne ich ohnehin mit meinem baldigen Ableben.
Auch wenn ich mir meinen aktuellen Lebensabschnitt anders vorgestellt habe, komme ich mittlerweile gut mit den besonderen Umständen zurecht. Das ist nicht nur tröstlich, sondern sogar ein Gewinn an innerer Stärke und Erfahrungsreichtum.
Mit der Zusendung dieser Ausführungen an dich habe ich mir nun auch den Freiraum verschafft, dir alsbald zum Geburtstag gratulieren zu können, ohne dabei etwas auszuschweigen, was unbedingt gesagt werden muss. Bis bald!

Dein XXXXXXXXX

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