KL 2.0

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Der Dreh- und Angelpunkt unseres Aufenthaltes wird zunehmend die Landeshauptstadt von Malaysia, Kuala Lumpur. Schon kurz nach unserer Ankunft vor gut neun Monaten hatte ein ein Teil von uns das Privileg, KL für einige Tage zu erkunden. Doch aus mehreren Faktoren entschieden wir uns KL nochmal außerhalb eines Camps zu besuchen.

Mittlerweile kann ich sagen, dass eine Busfahrt von Penang nach Kuala Lumpur recht routiniert für mich ist. Doch trotz aller Routine kann es immer wieder zu Überraschungen kommen. Da wir vier Freiwilligen keinen Urlaubstag verwenden wollten und die zwei Tage möglichst ausnutzen wollten, war für uns alle klar, dass wir recht früh einen Bus nehmen werden. Gesagt, getan. Mit deutscher Pünktlichkeit standen wir um 5:45 Uhr vor dem Schalter der Busagentur. Der Shuttlebus zum Busterminal war um 6:15 Uhr geplant. Doch erst drei Minuten später als die eigentliche Abfahrtzeit wurde der Schalter geöffnet und von einem Shuttle war weit und breit nichts zu sehen. Es hatte sich also richtig gelohnt so früh los zu gehen. Nach einer weiteren Stunde konnten wir doch noch zu unserem Bus gebracht werden und starteten gegen 8:30 Uhr unsere sechsstündige Fahrt in den Süden. Die Routine kehrte zurück.

KL Sentral, der Ankunftsort für Bus- und Bahnreisende, erreichten wir ohne weitere besondere Vorfälle. Nach einem Mittagessen entschlossen wir uns nicht wie geplant unser Hostel aufzusuchen, sondern gleich zu den Batu Caves zu fahren. Mit jedem Kilometer, den wir uns aus dem Zentrum entfernten, wurden die Wolken dunkler. Und als Krönung fing es, pünktlich zu unserer Ankunft, an zu regnen. Da man über 200 Stufen erklimmen muss um die Höhlen zu sehen warteten etwas ab, um zu sehen wie sich das Wetter entwickeln würde. Doch das Warten war nicht sehr schlimm, denn es gab genug zu reden. Warum? Einer der Gründe, weshalb ich noch einmal nach KL wollte, war Su und Shu Ying. Diese beiden hatte mein ehemaliger Lehrer auf einer Südostasienreise kennengelernt und den Kontakt vermittelt. Zwar hatten Su und ich schon eine ganze Zeit geschrieben, aber persönlich noch nie gesehen. Das änderte sich am Fuße der Batu Caves. Su und Shu Ying arbeiten beide bei Panasonic und stehen immer noch mit meinem Lehrer in Verbindung. Bei einer Cola unterhielten wir uns, während der Regen auf Kuala Lumpur fiel. Als wir gerade einen Regenschirm kaufen wollten, um nicht zu viel Zeit zu verschwenden hörte der Regen auf und wir gelangten, ohne nass zu werden, in die Höhlen. Die Batu Caves, die wörtlich übersetzt Steinhöhlen bedeuten, sind Kalksteinhöhlen, die hinduistische Schreine und Tempel beinhalten. Nach 272 Treppenstufen erreichen die Gläubigen Stätten verschiedener Götter, zu denen sie beten können. Da der Regen einige Zeit geraubt hatte, gab es für uns die Möglichkeit die betenden Hindus zu sehen. Su und Shu Ying waren erstaunt, dass wir so viel über den hinduistischen Glaube wussten und auch schon einmal an einer Zeremonie dabei waren. Schweigend und andächtig gingen wir wieder zurück zu den Stufen. Mit dem Ende des Regens kamen nicht nur wieder mehr Gläubige und Touristen auf die Stufen, nein auch die Affen bezogen wieder Stellung in der Hoffnung gefüttert zu werden. Das eigentliche Hauptmotiv der Batu Caves sind jedoch weder die Höhlen noch die Affen; es ist die goldene, 40m hohe Muruganstatue, die den Aufgang zu den Höhlen markiert. Wer sich nichts darunter vorstellen kann, dem empfehle ich einen Blick auf meinem Blog-Hintergrund. Nachdem einige Bilder alleine oder in der Gruppe gemacht waren, wollten wir unsere Sachen in unserem Hostel ablegen und danach weiter durch die Stadt gehen. Nur noch mit leichtem Gepäck unterwegs gingen wir zu allererst nach Chinatown. Auf einem Markt dort gibt es alles an Imitationen was man sich vorstellen kann. Es ist erstaunlich wie gut mache Fälschungen an das Original kommen und zu welchen Preisen man dann manchmal auch Ramschware angedreht bekommt. Mit einsetzender Dunkelheit kam aber auch Hunger auf und wir entscheiden uns landestypisch arabisch essen zu gehen. Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie viele Menschen aus dem arabischen Raum hier leben und arbeiten. Doch wichtiger war im Moment makanan, das Essen. Jeder von uns bestellte sich ein Sharwarma, was ein bisschen mit einem Dürüm in Deutschland vergleichbar ist. Während wir als Sechsergruppe beim Essen saßen gesellte sich ein weiterer Freund von Su und Shu Ying dazu. Jesus (ja das war wirklich sein Name), der aus Venezuela kommt, arbeitet in KL als DJ in einer der vielen Bars. Zusammen mit ihm schlenderten wir durch die Straßen von Kuala Lumpur und überlegten uns kurz ob wir als eine Art Dessert noch einen Frosch essen sollten. Da aber nicht wirklich Begeisterung aufkam und der Frosch teuer war entschieden wir uns dagegen. Stattdessen begleiteten wir den DJ zu seinem Arbeitsplatz, der um 21 Uhr noch nicht sehr gefüllt war. Deswegen entschieden wir uns zu einem Drink in einer anderen Bar. Nach einigen guten Gesprächen verabschiedeten sich unsere neuen Freunde und wir zogen nochmal zu den Petronas-Towers, um den Abend dort ausklingen zu lassen.

Über das Hostel in dem wir für eine Nacht schliefen gibt es nicht viel zu sagen, außer dass dem Fenster die Scheibe fehlte und der Ventilator etwas tief stand, sodass man etwas Acht auf seinen Kopf geben musste.

Um 9 Uhr wurden wir am nächsten Tag abgeholt, um chinesisch frühstücken zu gehen. Dabei sei gesagt, dass Frühstück in Malaysia nicht wirklich als eine andere oder süße Mahlzeit angesehen wird. Mit Reisnudeln, Fishcurry und half bolied egg war die erste Mahlzeit des Tages auch schon recht füllend. Das Einzige was an ein deutsches Frühstück erinnerte, war ein Kaffee und getoasteter Toast mit Kaja. Vollkommen gesättigt und gestärkt machten wir uns auf zu unserem ersten Ziel für den Tag: die Masjid Negara. Die Nationalmoschee von Malaysia ist, meiner Meinung nach, im postmodernen Stil gebaut. Dadurch unterscheidet sie sich doch schon sehr vom Aussehen gegenüber anderen Moscheen. Welcher Stil einem nun besser gefällt bleibt Geschmacksache. Wie üblich wurden am Eingang für Nicht-Muslime Roben bereitgestellt, damit man die Moschee betreten konnte. Statt eines Sarongs wurde mir auch eine Robe gegeben, die ich nicht gerade freiwillig anziehen würde, aber ich wollte ja sehen wie es in der Moschee aussieht. Doch dazu kam es nicht, denn es dürfen nur Muslime in die Kuppel eintreten und so mussten wir uns ein Bild von außen verschafften. Die Moschee bietet Platz für 15.000 Menschen und besitzt nur ein einziges Minarett. Wegen dieses Minaretts wäre es fast dazu gekommen, dass die Muruganstatue an den Batu Caves abgebaut worden wäre, da sie höher als das muslimische Minarett ist. Glücklicherweise haben die Menschen den Abbau verhindern können, obwohl der Islam als Staatsreligion schon einen starken Einfluss auf Malaysia hat.

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Nach besinnlicher Atmosphäre in der Moschee war unser nächstes Ziel wohl das krasse Gegenteil. Das Hard Rock Café von KL beherbergt, so wie überall auf der Welt sonst auch einen Shop in dem der ein oder andere Souvenir gekauft wurde, denn uns war am Abend vorher klar geworden, dass wir die Landeshauptstadt wahrscheinlich nur noch im Vorbeifahren besuchen würden. Doch nicht nur Sightseeing war das Ziel unseres kurzen Trips. Wir wollten auch etwas entspannen und was bietet sich da mehr an als ein Pop-Up-Market? Verschiedene Verkäufer stellten an Ständen ihre künstlerischen Taschen, Ketten oder Bilder vor. Auch wenn wir hier in einer reicheren Gegend waren, entspannte diese Atmosphäre einen ungemein. Doch da der Markt nicht so groß war, wie wir erwartet hatten, blieb uns noch etwas Zeit für ein weiteres Ziel. Auf einem Hügel gelegen erwartete uns ein sehr schöner chinesischer Tempel. Auch wenn es nicht unsere ursprüngliche Intension gewesen war, so hatten wir innerhalb von gut 24 Stunden drei verschiedene Gotteshäuser besucht. Neben der Pracht des Tempels selbst gab es auch diesen wundervollen Ausblick auf die Stadtmitte. Als ich meinen Blick über die Hochhäuser schweifen ließ fiel mir auf, dass wir trotz Stadtnähe nie lärmende Geräusche vernommen hatten. Irgendwie schafft es KL die Ruhe in der Stadt zu bewahren.

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Das Problem an Kurztrips ist meist die Dauer. So waren wir alle sehr traurig uns wieder nach der doch sehr kurzen Zeit trennen zu müssen. Bevor es aber soweit war aßen wir nochmal zusammen auf einem Bananenblatt. Um Kontakt zu halten wurden Facebook Freundschaftsanfragen gesendet und Instagram Profile verfolgt. Doch alles half nichts. Wir mussten wieder zurück zu KL Sentral um unseren Bus zu bekommen und so ging unsere kurze aber durchaus intensive Zeit zu Ende. Hoffnung besteht aber, dass eventuell eine der beiden nach Deutschland kommt und wir uns dann für die tolle Zeit revanchieren können.

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