Eine schnöde Schnurre zum Schmökern gefällig?! - Wörter auf dem Abstellgleis --- #4

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Als Reißer im Titel musste der Stabreim herhalten, obwohl das harmlos, gar lustig erscheinende Wörtchen "schnöde" eher aus der feststehenden Begrifflichkeit "schnöder Mammon", wegen dessen sich selbstverständlich niemand auf dieser Plattform befindet, bekannt ist. Nach genauerer Betrachtung seiner Bedeutung wird der ein oder andere Leser es in seinem aktiven Wortschatz eventuell sorgsamer einsetzen.

Das Wort schnöde hat sich aus snoode entwickelt, was im Mittelniederdeutschen "schlecht, elend", im Mittelniederländischen "niederträchtig, verrucht" bedeutete. Aus der Vermengung beider frühen Sprachen gallischen Ursprungs wurde das Adjektiv bereits im Mittelalter als Ausdruck für "niedrig, verächtlich, elend, hässlich" oder aus sittlich-moralicher Sichtweise als "verwerflich, verdammenswert" genutzt, wie wir sinngemäß dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, begonnen 1838, entnehmen können.

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Mit diesem Wissen ist auch der Satz „Ade meine schnöde Welt, so leicht kommt mir das Sterben vor, dass mir nicht die Augen nass werden.“ aus Andreas Hofers Abschiedsbrief besser zu interpretieren. Der heute als Nationalheld gefeierte Österreicher Andreas Hofer war Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung von 1809, gilt als Freiheitskämpfer gegen die bayerische und französische Besetzung seiner Heimat. Bald wurde Hofers Kampf vom Kaiserhof in Wien nicht mehr unterstützt, es wurde Frieden mit Frankreich bzw. Napoleon geschlossen, Tirol den Bayern übergeben. Hofer wollte dies nicht hinnehmen, musste fliehen, wurde dann aber von seinen eigenen Landsleuten an die Franzosen verraten, die ihn 1910 hinrichteten.

Auch heute lässt der Duden mit seinen beiden Definitionen "nichtswürdig, erbärmlich, verachtenswert" und "in besonders hässlicher, gemeiner Weise Geringschätzung, Verachtung zum Ausdruck bringend und dadurch beleidigend, verletzend, demütigend" kein gutes Haar am lautmalerisch so schön klingenden "schnöde", so dass es maximal als Schimpfwort genutzt werden sollte, wenn man sich sicher ist, dass das Gegenüber seiner Bedeutung nicht gewahr ist.


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Ehrlich gesagt kommt auch der Mammon bei seiner etymologischen Betrachtung nicht wirklich gut weg.
Heute wird der Begriff nur noch scherzhaft, meist abwertend, als Synonym für "Geld" benutzt, wobei der Duden "Geld" in diesem Zusammenhang als ein materielles, im Gegensatz zu geistigen Interessen stehendes, negativ angesehenes Bedürfnis definiert.
Im weiteren Sinn bedeutet Mammon „das, worauf man vertraut“, der Begriff ist aus der Bibel bekannt ("Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon").

"Vermögen, Besitz" lautete die Bedeutung für das ursprünglich aramäische Wort mamon, wobei Aramäisch wie auch Hebräisch zu den semitischen Sprachen gehört, die bereits über 2000 Jahre vor Christus etabliert waren.
Zudem war Mammon bei den Syrern der vorchristlichen Jahrhunderte der Gott des Reichtums, dem an bestimmten Festtagen gehuldigt wurde.

Bei seiner Bibelübersetzung überging Martin Luther das Wort und so gelangte es als Mammon ab dem 16. Jahrhundert ins Deutsche. Daraus resultierte, dass Mammon in Konkurrenz zum christlichen Gott stehend im Volksglauben als personifiziertes Vermögen zu einem Dämon wurde, der den Menschen zu Geiz und Habgier verleitet. Dies wiederum führte dazu, dass "Mammon" seither als Sinnbild des ungerechten, unredlich erworbenen Reichtums gilt.


Es ist zu schön, sich im linguistischen Recherchieren zu verlieren, doch befürchte ich langsam, unter der Vorgabekategorie #ganzwenigtext das Thema zu verfehlen, so dass ich mich Schnurre und schmökern später einmal widmen werde. Zur Aufrechterhaltung des Spannungsbogens sei so viel verraten: Schnurre hat nichts mit Katzen und schmökern nur ein ganz klein wenig mit "schmöken", dem norddeutschen Wort für "rauchen", zu tun.

Ich hoffe, ich habe dich nicht mit schnödem Ballast zugetextet und bedanke mich für deine Aufmerksamkeit, werter Leser.



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Und ein paar "entzauberte" Redensarten

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31.07.2018


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