Sicherheit & Verteidigung// Aber wenn der Angreifer eine echte Waffe hat?!

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"Was machst du, wenn der Angreifer eine echte Waffe hat? Dann hilft dir deine Spielzeugpistole auch nicht!"

Wir kennen es wohl alle, denn es ist DAS Standard-Argument (wenn man es als Argument bezeichnen möchte...), bzw. die Standardaussage in Diskussionen über Schreckschusswaffen als Verteidigungsmittel.
Eigentlich ist die Antwort darauf auch ganz einfach: Ich habe die Ar...-Karte. (Ebenso wie jeder andere, der einem mit scharfer Waffe bewaffneten Angreifer gegenübersteht, auch ihr. Egal ob ihr nun bewaffnet seid oder nicht. ;) )

Das wäre nun aber ein sehr kurzer Beitrag, wenn ich nicht etwas weiter ausholen würde.
Wir sind uns sicher alle einig, dass eine Schreckschusspistole nicht an die "Wirksamkeit" einer scharfen Waffe heranreicht, das soll sie aber auch gar nicht.
Schreckschusswaffen sind, im Gegensatz zu scharfen Schusswaffen, keine Distanzwaffen, sondern eher für den Nahkampf auf vergleichsweise kurzer Entfernung ausgelegt.
Sie verschießen keine Projektile sondern Reizgas und haben daher eine nur sehr begrenzte Reichweite. Deshalb sind sie jedoch noch längst keine Spielzeuge, im Gegenteil.
Schreckschusswaffen können, auf kurzer Distanz, sogar tödlich wirken!
Schießt man aus unmittelbarer Nähe, dann rufen sie jedoch zumindest schwere, wenn nicht sogar schwerste Verletzungen hervor.
Ein Spielzeug sieht daher in meinen Augen anders aus.

Ebenso ist deren Wirksamkeit zur Abwehr eines Angriffs mittlerweile ohnehin nachgewiesen und selbst diverse Sicherheitsorgane haben bereits "zugegeben", dass eine Schreckschusswaffe "grundsätzlich zur Verteidigung geeignet ist".
Das ist weitaus mehr, als man von offizieller Stelle für gewöhnlich erwarten kann, da diese aufgrund ihrer besonderen Stellung keine offiziellen Empfehlungen aussprechen können und wahrscheinlich auch rein rechtlich gesehen gar nicht dürfen.
(Würde ein Polizeibeamter oder -funktionär empfehlen, eine Schreckschusswaffe zu führen und anschließend würde es dadurch zu einem Unfall kommen, dann wären die Zeitungen aber voll - und das nicht mit positiven Berichten...
Uns sollte also klar sein, dass wir von offizieller Stelle keine Empfehlungen, sondern lediglich Warnungen erhalten werden und dieses Wissen im Hinterkopf behalten...)

Doch auch ohne dieses Eingeständnis dürfte uns eigentlich klar sein, dass eine Waffe, die zwar keine Projektile, dazu aber neben dem Reizgas auch heftige Druckwellen und Hitze ausstößt, durchaus in der Lage ist, einen Angreifer abzuwehren.
Wenn er nicht ohnehin bereits von seinem Angriff ablässt, sobald wir die Waffe ziehen (Wichtig, niemals damit drohen!), dann wohl spätestens dann, wenn der erste Schuss abgegeben wurde.

Natürlich beziehe ich mich in diesem Beitrag auf den geübten Einsatz - wer mit der Waffe nicht umgehen kann, dem bringt sie auch keine Sicherheit!
Aber keine Sorge, das ist kein Hexenwerk und kann von jedem erlernt werden! Wichtig ist nur, dass man sich damit beschäftigt und den Umgang übt.

Sollte der Angreifer seinen Angriff aber tatsächlich auch weiterhin fortsetzen - was ich für höchst unwahrscheinlich halte - dann wurden durch den Schuss jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit Menschen alarmiert die die Polizei verständigen.
Man ist in einer Notwehrsituation in der Regel nicht mehr in der Lage, selbst Hilfe zu rufen. Zum Telefonieren bleibt da wohl nur selten Zeit und der Angreifer dürfte kaum so freundlich sein und erst noch abwarten bis man den Notruf gewählt hat, bevor er seinen Angriff beginnt.

Durch den lauten Knall des Schusses hat man also, sollte der Angriff noch nicht endgültig abgewehrt oder eine Möglichkeit zur Flucht geschaffen worden sein, zumindest auf sich aufmerksam gemacht und kann hoffen, dass jemand die Polizei verständigt.
Ein einfaches "um Hilfe rufen" oder "Schreien" dürfte einen weitaus geringeren Effekt auf die Umgebung haben, da dieses, besonders in einer Großstadt, keine große Aufmerksamkeit erregen dürfte. Zu viele kreischende Jugendliche sind abends unterwegs und es würde im schlimmsten Fall einfach ignoriert.
Das ist bei einem Schuss normalerweise nicht der Fall.

Hat man einen Schuss abgegeben, dann wird der Angreifer mit gewisser Wahrscheinlichkeit entweder fliehen oder aber von uns ablassen und zurückweichen, sodass die Möglichkeit zur Flucht besteht, die unbedingt genutzt werden sollte.
Man hat in dieser Situation sehr wahrscheinlich den Überraschungsmoment auf seiner Seite, da ein Angreifer nicht unbedingt damit rechnet, dass sein Opfer eine Pistole - ob nun echt oder unecht, was sich auf den ersten Blick nicht unterschieden lässt - zieht.

Nun kommen wir aber zu dem Punkt, vor dem regelmäßig gewarnt wird:

Was ist, wenn der Angreifer eine echte Schusswaffe mit sich führt?

Dazu sollte man erstmal sagen, dass sich mein Beitrag natürlich auf den "normalen" Fall auf der Straße bezieht und sich nicht natürlich nicht mit organisierter Kriminalität oder mafiosen Verstrickungen befasst.
Dass der durchschnittliche "Kleinkriminelle" mit scharfen Schusswaffen unterwegs ist, ist zumindest in Deutschland, relativ unwahrscheinlich.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass dieser ein Messer mit sich führt - was jedoch in keinster Weise weniger gefährlich ist als eine Schusswaffe.
Wir sollten also damit rechnen, dass der Angreifer zwar bewaffnet ist - mit einem Messer - aber nur in den allerseltensten Fällen mit einer echten Schusswaffe, sofern wir uns außerhalb des Bereichs der organisierten Kriminalität, der Bandenrivalitäten oder der Drogenproblematiken bewegen.
Scharfe Schusswaffen sind zwar, aufgrund der Schwarzmarktproblematik, auch für normale Kriminelle erhältlich, doch der Kauf auf dem Schwarzmarkt ist nicht nur teuer, sondern bietet auch gewisse Risiken, beispielsweise die Entdeckung durch die Polizei beim Kauf.

Erfolgt nun ein Angriff und wir setzen uns zur Wehr - vollkommen egal mit welchem Mittel, dann besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass der Täter sich selbst durch uns bedroht fühlt und seine eigene Waffe zieht.
Ob das nun ein Messer oder, wie abwegig es auch sein mag, eine Schusswaffe ist, macht erstmal keinen Unterschied. Er wird seine Waffe einsetzen, sollte er sich in der Durchführung seiner Tat gefährdet sehen.
(Die meisten Kleinkriminellen dürften jedoch die Flucht ergreifen wenn sie merken, dass sie auf Gegenwehr treffen, bzw. uns die Möglichkeit zur Flucht einräumen und von ihrem Angriff ablassen, da natürlich auch sie die Kosten und Nutzes ihres Handelns abwägen und in der Regel unverletzt und lebendig aus der Situation heraus kommen möchten.)

An diesem Punkt ist es für uns jedoch völlig irrelevant, ob wir selbst nun ein Messer, eine Schreckschusswaffe, ein Pfefferspray oder einfach nur gute Kampfsport-Skills zur Abwehr einsetzen, treffen wir auf einen Angreifer der sich durch uns bedroht fühlt oder seine Tat "um jeden Preis" fortführen will, dann wird er seine Waffe ziehen und versuchen, gegen uns einzusetzen.

Daran ist aber nicht unsere Schreckschusswaffe schuld, dafür genügt bereits unsere Faust.
Ich denke, wir sind uns einig darin, dass eine Faust im Gesicht auch nicht deeskalierender wirkt als eine Ladung Pfeffer aus der Patrone.
Wir sollten somit das (zulässige) Mittel wählen, dass den größten Erfolg verspricht.
Das ist - in meinen Augen, ihr dürft das gern anders sehen - die Schreckschusswaffe, da diese nicht so witterungsabhängig ist wie ein Pfefferspray (steht der Wind ungüstig, bekommen wir es selbst ins Gesicht...) und im Gegensatz zu Kampfsporterfahrungen oder Selbstverteidigungstechniken täterunabhängig eingesetzt werden kann.

Stehen wir nämlich einem Täter gegenüber, der vielleicht selbst Kampfsporterfahrung besitzt, uns dazu noch kräftemäßig überlegen ist und vielleicht auch nicht alleine angreift, dann stoßen wir mit unseren Selbstverteidigungskursen, so gut sie in der Theorie auch klingen mögen, leider relativ schnell an unsere Grenzen.

Wir haben allerdings in jedem Fall den Vorteil, dass wir, wenn wir schnell genug sind und den Überraschungsmoment nutzen, die Möglichkeit haben, unsere Waffe einzusetzen bevor der Angreifer seine eigene zur Hand hat und dadurch die Chance besteht, dass wir fliehen und Hilfe alarmieren können. (Übrigens ist es sehr unwahrscheinlich, dass uns die Schreckschusspistole entrissen wird, wenn wir den Umgang damit entsprechend geübt haben und sie dem Täter nicht drohend unter die Nase halten.)

Natürlich müssen wir abschließend auch zugeben, dass eine Schreckschusswaffe natürlich nicht das ultimative Verteidigungsmittel für alle erdenklichen Situationen ist!
Es wird immer Szenarien geben, in denen sie uns keine große Hilfe ist, das ist wohl logisch, da es keine 100% Sicherheit geben kann und wird. Wir können nicht auf alles vorbereitet sein, was aber nicht bedeutet, dass wir nicht gegen einen gewissen Prozentsatz der Szenarien schützen können.

Die Waffe hilft also nicht in allen Fällen, dafür aber sehr wohl in einigen!
Wir haben nun die Wahl, ob wir entweder auf keinen Fall vorbereitet sein wollen (komplett ohne Verteidigungsmöglichkeit....) oder ob wir uns für ein Verteidigungsmittel unserer Wahl entscheiden und zumindest eine gewisse Bandbreite der Möglichkeiten abdecken können.
Ich halte letzteres für sinnvoller.

(Beachtet bitte, dass dieser Beitrag meine eigenen Ansichten widerspiegelt und keine Empfehlung darstellt sondern lediglich dazu anregen soll, sich selbst mit der Thematik zu befassen und zu entscheiden, was für einen persönlich der beste Weg ist.)

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