Vom Golde und mehr in Kremnica, eine Love-Story ohne Happy-End, Münzen, und das Ende der Reise

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Stadttor von Kremnica, der "Goldstadt" unter den mittelslowakischen Bergbaustädten. Von Kremnica möchte der Balte heute-neben den üblichen "Sideways"-erzählen.

Werte Mitleser,

nach der „Kupferstadt“ Banská Bystrica und der „Silberstadt“ Banská Štiavnica machten wir uns auf, auch die dritte „berühmte“ mittelslowakische Bergbaustadt zu besuchen.

Vor lauter Begeisterung über das "Juwel" Banská Štiavnica https://steemit.com/deutsch/@balte/die-reise-nach-banska-stiavnica-schemnitz-und-mehr bemerkte der Balte, dass er glatt vergessen hatte, sich nach physischen Edelmetallen umzusehen, und eine Möglichkeit zum Graben ergab sich auch nicht- trotz der alten Stollen und Schächte dort.
So fuhr er mit seiner Reisegesellschaft auch mit dem Ziel, dies nachzuholen, nach Kremnica.

Kremnica (deutsch: Kremnitz, ungarisch: Körmöcbánya) ist eine ehemalige Bergstadt in der Mittelslowakei.

Sie hat 2018 ca. 5400 Einwohner.

Heute darf ich die Geschichte der Stadt voranstellen, die Bilder folgen.

Die Geschichte der Stadt Kremnica ist sehr eng mit der Goldförderung verbunden, sie galt als die „Goldstadt“ und zählte im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit zu den wichtigsten Bergbaustädten der Welt („Goldenes Kremnitz“).

Die ältesten Stollen und Schächte stammen aus dem 8. und 9. Jahrhundert, die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen "Cremnychbana" datiert aus dem Jahr 1328.
In dieser Urkunde verleiht der ungarische König Karl I. Robert von Anjou dem Ort Cremnychbana die Rechte und Pflichten einer königlichen Freistadt.

Karl I. Robert, ungarisch Károly Róbert, kroatisch Karlo I. Robert, auch genannt Carobert, (* 1288 in Neapel; † 16. Juli 1342 in Visegrád) aus dem Haus Anjou war ab 1308 bis zu seinem Tod König von Ungarn. Er war der älteste Sohn des Titularkönigs Karl Martell (natürlich ein anderer Karl Martell als der karolingische, dem Sieger über Araber und Berber in der Schlacht bei Poitiers 732 und Großvater von Karl dem Großen, „Karl Martelle“ gibt es viele!!) und der Klementia von Habsburg.

Er war ein Enkel von König Karl II. von Neapel, der den Beinamen der Lahme (französisch le Boiteux; italienisch lo zoppo), trägt, was sich aber offenbar nicht auf dessen Aktivitäten im Ehebett beziehen kann, da er mit Maria von Ungarn 14 Kinder hatte.

Ein Sohn von Karl II, Robert von Anjou (italienisch Roberto d'Angiò; * 1278; † 20. Januar 1343) wird auch "der Weise" (italienisch il Saggio) genannt und war König von Neapel von 1309 bis 1343.

Das zu recherchieren ist echt kompliziert und ein typischer „side-way“ des Balten, man möge mir das hier verzeihen, aber über den „Weisen“, der ja nicht direkt mit Kremnica zu tun hatte, habe ich Spannendes gelesen, und es ist ja die gleiche Familie, deswegen darf ich mit den "Wikipedia-Recherchen" fortfahren.

Trotz zahlreicher Fehlschläge in der Politik und insgesamt zwölf fehlgeschlagenen Kriegszügen genoss Robert von Anjou ein gutes Ansehen.

Neben den beiden Kindern Karl und Ludwig aus erster Ehe mit Yolande von Aragon hatte er eine zweite kinderlose Ehe mit der Prinzessin Sancha von Mallorca und noch mindestens drei uneheliche Kinder.

Zunächst zeugte er unehelich Maria d'Aquino, die Boccaccio, dem Schöpfer des großen Werkes „Il Decamerone“, als Muße und Vorbild der perfekten Geliebten in seinem Werk „Fiammetta“ gilt.

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Sieht so die perfekte Geliebte "Fiammetta"nach Boccaccio aus? Dante Gabriel Rossetti stellt sie 1878 in seinem Bild dar. Bild aus Wikimedia common.

Maria d'Aquino war wohl nicht nur "perfekte Geliebte", sondern auch mitbeteiligt am Mord an Andreas von Ungarn und wurde deshalb von Karl von Durazzo, der nach der von ihm veranlassten Erdrosselung von Königin Johanna als Karl der III. König von Neapel wurde und den Beinamen der „Kleine“ trägt, enthauptet.
Schade um eine perfekte Geliebte, meint der Balte, ohne die Perspektive der Angehörigen von Andreas von Ungarn in Betracht zu ziehen, natürlich.

Der uneheliche Sohn, Charles d'Artois, hatte auch Pech, sein Sohn war der Mörder des Andreas von Ungarn und wurde deshalb im Auftrag Karls des Kleinen vergiftet.

Und das dritte uneheliche Kind, die nun tatsächlich „Fiammetta“ hieß, verliebte sich auf der Reise zu Ihrem eigentlich vorgesehen Ehemann im Hafen von Durres in den attraktiven albanischen Adeligen Andreas Thopia und heiratete diesen gegen den Willen des „Weisen“ Karls.
Tja, wo die Liebe eben hinfällt!
Karl der Weise lud darauf beide zur Versöhnung nach Neapel ein, sie trauten ihm, fuhren hin und wurden hingerichtet, eine mittelalterliche „Love-story“ ohne Happy-End, leider.

Doch zurück zu Kremnica.

Karl I. Robert erwies sich wirklich als weise und gab der neuen Stadt das Recht, einen Richter sowie den Stadtrat zu wählen, den Bergbau frei auszuüben und übertrug der Stadt Land und Wälder in einem Umkreis von 2 Meilen.
Zugleich wurde die Münzprägeanstalt gegründet, die dann schon 1329 ihren Betrieb aufnahm, auf sie komme ich noch zurück.
Neben der slawischen Bevölkerung kamen auch weitere Siedler, teilweise aus den umliegenden Bergstädten, teilweise auch aus Italien, Bayern, Österreich, Schlesien, Böhmen und Flandern.

In kurzer Zeit wurde die Stadt zum Sitz der königlichen Bergbau- und Münzkammer sowie des Kammergrafs, der Bergbau und Münzprägeanstalten in 12 Gespanschaften verwaltete.
Um 1442 waren 135 Handwerker in der Stadt tätig, die sich später in Zünfte zusammenschlossen, etwa 3.500 Einwohner hatte die Stadt.

Im 16. und 17. Jahrhundert kam es zu einem Niedergang der Goldförderung, bedingt technische Schwierigkeiten (tiefer Bergbau, überflutete Schächte) und die politischen Ereignisse der Zeit wie Türkenkriege und Aufstände gegen die Habsburger.
Die Bergbau- und Münzkammer verlor an Bedeutung und wurde der habsburgischen Hofkammer in Wien unterstellt, der Kammergraf verlegte seinen Sitz nach Schemnitz.

Die verbesserte Bergwerktechnik im 18. Jahrhundert führte zu einem neuen Aufschwung, Kremnitz konnte aber die führende Rolle nicht mehr erreichen.

Dennoch wurde der Tiefenbergbau erst 1970 eingestellt.

Seit 1329 waren in der Mincovňa Kremnica, der Prägeanstalt, nach dem Muster der Münzen der Stadt Florenz sogenannte Floren geprägt worden, diese jedoch bald in Dukaten umbenannt.
Die Münze war eine der größten Münzstätten in Österreich-Ungarn und zählt heute zu einem der ältesten noch arbeitenden Unternehmen dieser Art weltweit, das Münzzeichen ist „MK im Kreis“.

Neben den Münzen für die Tschechoslowakei wurden die slowakischen Kronen geprägt, ebenso die Euromünzen.
Für die Euro-Umstellung der Slowakei gab man im Jahre 2008 500 Millionen Münzen aus.

Wen es interessiert, wo die anderen Euro-Münzen so geprägt werden, sei dieser Link empfohlen: https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/FAQ_Listen/Aufgaben/bargeld_euro_muenzen.html?docId=18186

Die Münzanstalt Kremnica produziert also -heute als staatliches Unternehmen- seit 1329 durchgehend Münzen.

Es werden für annähernd 60 andere Länder Münzen geprägt, den Kundenstamm kann man hier ansehen https://www.mint.sk/onas_referencie.php und staunen.

Das alles war dem Balten wirklich völlig unbekannt vor dem Besuch von Kremnica.

Doch nun genug "Geschichten in der Geschichte", hier ein paar Bilder der Stadt.

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Die Stadtmauer.

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Das Zentrum.

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Die "Münze".

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Die Kirche.

Ja und dann war der Balte ja noch in Kremnica auf der Suche nach Edelmetallen und erwarb folgende Goldbarren von einem Herren in einer Seitengasse der Altstadt:
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Naja das ist jetzt ein wenig zu dick aufgetragen, bei den „Goldbarren“ handelt es sich um Lindt-Schokolade-Pralinen, die der Balte am Tag zuvor in Zakopane erworben hatte, wäre auch zu schön.
Aber die beiden Silbermünzen auf diesem Bild mit der Tierwelt der Karpaten sind echt, sehr schöne Stücke und eine bleibende Erinnerung an die schönen Tage in der Slowakei.
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So, und nun noch ein paar Bilder vom letzten Tag, aus dem schönen Freilicht-Museum
"Múzeum oravskej dediny", wörtlich: „Museum des Dorfes Orava“, das wir gestern dann noch besucht haben und das unweit des Bergdorfes der Reisegesellschaft liegt, in dem wir unsere Hütte bezogen hatten, "Male Borove".
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Eingang des Dorfes.
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Der Bach.
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Die Hauptstrasse.

Aber jede Reise, sei sie auch noch so schön, hat irgendwann ein Ende, und so möchte ich zum Schluss noch drei Bilder posten, die die Stimmung kurz vor Sonnenuntergang in der Berghütte am letzten Tag zeigen.
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Wunderschön, oder?

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Wunderschön, oder?

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Der Schlusspunkt, inklusive nord-karpatischem Regenbogen.
Danach gabs Schnaps.

So, das wars jetzt definitiv aus den Nord-Karpaten, wir sind zum getreuen Alfred und der Lotto-Katze zurückgekehrt, ich hoffe die Posts haben den werten Mitlesern gefallen.

Eine Reise in diesen wunderschönen Teil Europas kann ich nur jedem empfehlen!!

Peace, sisters and brothers!

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Bild von Pixabay

Quellen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kremnica
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/FAQ_Listen/Aufgaben/bargeld_euro_muenzen.html?docId=18186
https://www.mint.sk/vyroba_mince.php?lang=de
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_II.(Neapel)
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_III.
(Neapel)
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._(Ungarn)
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Martell
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_von_Anjou
https://en.wikipedia.org/wiki/Fiammetta
https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Boccaccio
https://de.wikipedia.org/wiki/Dante_Gabriel_Rossetti
https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_Orava

Die Bilder stammen, soweit nicht anders angeben, vom Balten.

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