An den letzten 20 Metern hat es Gescheiter bei mir. [DE] [10.Min.] (#CC)

Zumindest als ich das Schlimmste schon hinter mir hatte, konnte ich beim Gebirgsjägerabzeichen in Bronze den Gipfel nicht ohne Hilfe besteigen.

Auch, musste man mir ab da, gewaltsam den Rucksack abnehmen. Das einzige Mal in meiner kurzen aber sicher knackigen Bundeswehrlaufbahn. Für einen Soldaten, ist das Abgeben des eigenen Rucksackes eine Demütigung. Es bedeutet, man ist nicht mehr voll Einsatzfähig. In meinem Fall, waren bereits natürliche Schmerzmittel in so großer Menge Nötig, um überhaupt noch Laufen zu können. Denn mein rechtes Knie, hat sich durch die Monate über Berg und Tal Böse verabschiedet.

Ich war Krank geschrieben, zu diesem Zeitpunkt. Mir meinen letzten Wunsch von der Bundeswehr zu erfüllen, diesen einzigartigen Marsch mit zu gehen, habe ich meiner Zugführung und Kompanieführung zu verdanken. Es wurde entschieden, dass ich mit gehen dürfe, so lange meine Seitentaschen mit Essen und Trinken, statt Verbandzeug und Ausrüstung fülle, sowie...

Das ich Stöcke nehmen musste.

Stöcke. Das ist irgendwie für einen Mann jungen Alters, als würden die verlangen mich in einen Rollstuhl zu setzten. Ich habe mich natürlich dagegen versucht zu wehren und wurde erst mal zum Nachdenken auf Stube geschickt. Natürlich habe ich Nachgegeben und das auch Klar gemacht, weil ich ja Wusste, dass es sowieso schon eine Ausnahme für mich ist, überhaupt mit zu dürfen, wegen dem kaputten Knie.

Das des kaputt war, hat man genau gewusst, weil so ein Kernspintomograph damals noch nicht die übliche Untersuchungsmethode war. Meinen Ausflug nach Garmisch-Partenkirchen in Ausgehuniform eines Gebirgsjägers, werde ich meinen Lebtag damit nicht vergessen. Schlussendlich habe ich die Stecke tatsächlich nur wegen den Anforderungen mit Energieriegeln und Wasser wie auch Gehilfen versorgt zu sein, ziemlich solide gemeistert. Wir sprechen immer noch von der Gebirgsjägerabzeichenprüfung. Das muss man nicht machen, es ist Freiwillig. Man kann es auch nur machen, wenn man schon Gebirgsjäger ist, logischerweise.

Auch schon, weil es nicht alle mitmachen wollten und wir am Ende nur noch sehr wenige übrig waren und ich mir das vorher genau ausgemalt habe mit den Kameraden zusammen, die eben dann Übrig geblieben SIND.^^

Nur ich war auf einmal das Problem, nicht Schneller sein zu können. Ab da, hat sich bei mir ein Gefühl eingestellt, das in dieser Größenordnung vorher für mich noch nicht relevant war im Leben. Demut vor meiner großen Klappe und den Erwartungen an mich. Deshalb, weil ich wusste, das meine Kameraden nicht Böse waren, auf mich Rücksicht zu nehmen, aber Spaß hätte ihnen das schon gemacht, noch Schneller zu sein.

Deshalb haben wir uns für die letzten 2-3 Km auf Sicht zum Gipfel getrennt. Ich wurde mit einem Kameraden, der lieber Langsamer sein wollte zurück gelassen, damit die Jungs ihr Gipfelritual machen konnten, bis wir da waren. Als ich am Kipfel mit meinem Kameraden ankam, hat zu guter Letzt mein Hirn auch noch ausgesetzt und schiere Panik hat mich befallen, die letzten 20 Meter über Schotter zu erklimmen.

Sie waren so enorm Steil und nirgendwo war auch nur die Chance von Halt zu sehen, nicht einmal, wenn ich zwei drei Meter weit hoch springen würde. Da war einfach kein Weg für mich Hoch zu sehen. Die Jungs haben mir dann den Rücksack abgenommen, damit ich hoch komme ohne. 25 KG sind nicht Witzig für drei Tage durch die Welt im Gebirge getragen zu werden, aber Normal für uns gewesen und auch machbar, nur ist das Gewicht auch ein Hindernis, sich frei Bewegen zu können und wenn man noch Waffen und Stahlhelm dabei hat mit der Splitterschutzweste an, Mahlzeit. Da trägt man Gewicht.

Ohne dem, bin ich dann kurz mit oben gesessen und hatte richtig böse Schmerzen im Knie, als ich zur Ruhe kam. Zum Glück, waren es nur noch der Abstieg, welcher mich zufrieden über Mittenwald und dessen wunderschöne Umgebung hat Blicken lassen. Als wird kurz darauf die ersten Geröllfelder erreichten und wir wussten, das es ein schneller Abstieg werden müsste, weil die Hägglunds schon die ganze Zeit gewartet haben auf uns am Fuß des Berges.

Mir hat erst eine angedrohte Faust im Gesicht den Rucksack abgeben lassen. Leck mich am Arsch, da war es schon vieeel zu spät. Bist Du halt erst mal oben auf so nem Berg, ist es auch nicht mehr so einfach, schnell und sicher wieder runter zu kommen. Das zieht sich alles Enorm in die Länge und wehe das Wetter spielt nicht mit, was Quasi immer vor kam, wenn wir raus mussten. Wenn wir mal nen Tag drin waren, dann schien natürlich die Sonne.

Auch hat es Pünktlich zu Dienstschluss geregnet, damit wir ja frisch Geduscht und eingekleidet nass werden auf der Strecke zum Essen....

Als wir endlich den Berg unten waren und ich die grinsenden Gesichter unserer Kameraden gesehen habe, die an den Hägglunds auf uns gewartet haben, war aller Ärger wegen mir Vergeben und Vergessen. Wir waren endlich und für mich zum Letzten mal Freiwillig völlig im Arsch und Dankbar, diese Etappe für uns 7 übrig Gebliebene als Erfolg Abschließen zu können.

Danke für das Lesen und Schreiben.

Alucian

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