Zombie im Weltall??


Alec sitzt im kalten, blauen Schimmer der Stahlkammer. Monitore projizieren die Aufnahmen der hin und her schwankenden Kameras außerhalb der kleinen Anlage. Auf jedem Schalter zeichnet sich das helle Weiß des Mondsandes unter den Flutlichtscheinwerfern ab, wie auch die Schwärze des leeren Raums obendrüber.

Das Leben auf der kleinen Forschungsstation war ähnlich finster und bedrückend still, mit nichts als dem Klicken der Aufnahmegeräte, unregelmäßigem Summen der Computersysteme und leisen-

KLING!

Das scharfe Geräusch aus dem Flur stach durch die Hülle, von der Alec im Überwachungsraum umgeben war, und der Schrecken ließ ihm das Herz bis in den Hals schlagen. Der schwindelerregende Adrenalinanstieg ließ nach, als Alec sich dachte, dass eines der Sicherungsbänder wegen der Vibrationen von einem Regal in der Nähe des Maschinenraums fiel. Das einsame Leben auf einer Forschungsstation hatte Alecs Sinn für Ordnung ausgelöscht, und Stapel waren die einfachste Sortiermethode für seine Arbeit.

Er widmete sich wieder den Monitoren. Der Breitbildschirm links beinhaltete ein Raster aller Kameraansichten in einem kleinen Format. Etwas in der Aufnahme 42-A erregte seine Aufmerksamkeit.

42-A. Eine Gestalt stand unter der Kamera und sah hinauf. Bewegungslos.

Humanoid, dem Aussehen nach, was der Kopf wäre, war bei ihr leicht geneigt. Alec sah am Mittelpunkt nach, um sie besser sehen zu können, und brachial drehte ihm sich der Magen um vor Furcht.

Sie stand still und starrte mit leeren Augenhöhlen inmitten des frostgetrockneten, gesprungenen Gesichts aus blauer Haut in die Kamera. Es war kränkend wiedererkennbar, gerade noch genug von den Gesichtszügen seines letzten Assistenten waren übrig, um ihn an den Unfall zu erinnern, und an die Schuld, den Versuch, die Beweise zu vertuschen, und die daraus resultierende, endlose Einsamkeit.
Die Verdrehung, die ganz offensichtlich tödlich gewesen war, kam durch einen Genickbruch zustande, als der Druck in der Kabine herabgesetzt worden war. Die Augen waren durch den Druckwechsel entweder geplatzt oder verschrumpelt, Alec war sich niemals sicher.

Er wollte nicht darüber nachdenken, als er in seinen Anzug gestiegen war und die Leiche raus auf die Dünen gestoßen hatte, in die Richtung, in die Kamera 42-A gerichtet ist. Er hatte die blitzartig eingefrorene Haut und die abstoßenden Verformungen so wenig wie möglich angesehen, welche durch die Veränderung des Drucks entstanden waren.
Doch jetzt… jetzt starrte er direkt denselben grotesken Tod an, der sich entschieden hatte, zurückzukehren. Warum? Und warum stand der Leib einfach da, glotzend, so regungslos? So eingefroren?

Eingefroren?

KLING!!

Eingefroren! Es stand nicht still, die Übertragung war eingefroren! Die Zeitmarkierung im Video veränderte sich nicht, sie blieb bei 16:25 stecken. Alecs Ängste und sein Verstand spielten verrückt, als er zu seiner rechten sah, um die Uhr abzulesen.

16:40.

KLING!!

Das Geräusch. Die Zeit. Auf den übrigen Aufnahmen, auf diesen, die live waren, war nichts zu sehen gewesen. Alec geriet in Panik. Es gab eine Luftschleuse in der Nähe von 42-A, eine von zweien, die gegenüberliegende Schleuse war das Grab seines Assistenten. Er öffnete die Zugangslogs, und nahm mit Schrecken zur Kenntnis, dass alle Zugangstastenfelder aktiviert gewesen waren, da es draußen niemals etwas gäbe, dem man den Zutritt verweigern müsste. Niemand kannte die Codes, bis auf die zwei Forscher.

16:28. Zugang gewährt, login SRichards, code ******

Drinnen. Es hatte sich den Eintritt vor zwölf Minuten verschafft.

Nein, Moment mal, nicht drinnen, seufzte Alec mit begrenzter Erleichterung, es gab nachfolgend keinen Eintrag über die innere Tür. Es war also immer noch in der Luftschleuse. Die Geräusche müssen sein Hämmern gegen die Tür sein! Er wusste, dass er das manuelle Schloss verriegeln muss, um es draußen zu halten, vielleicht ginge es weg.

Nachdem er jeden ihm übriggebliebenen Funken Mut aufbrachte, ging Alec raus aus dem Überwachungsraum und wendete sich dem sterilen Metallflur zu, der an der doppeltürigen Luftschleuse endete. Der schwarze Schimmer der dicken, internen Sicherheitsbarrikade schützte die linke Eingangspforte, während die funktionierende rechte Tür ungeschützt war, entblößt und Unheil verkündend. Die frostige, dicke Plexiglasschleuse… war leer. Keine hohlen Augen, kein gebrochenes Genick und keine blaue, fetzige Haut, die seinen Blick erwidern würde, nicht wie in der Kamera. Nur Stille und Einsamkeit.

Die Stille… Das Stakkato der Totenglocke war verstummt.

Unsicher darüber, was das zu bedeuten hatte, lief Alec auf die Pforte zu, in einem Tempo, das sich unentschlossen zwischen der Eile auf das Erreichen des Sperrmechanismus und der Erstarrung vor Furcht hielt. Mit jedem Schritt erwartete er das Gesicht, dieses abstoßende, kalte, unlebendige Antlitz, das im falschen Winkel abgeknickt war, und in der dunklen, durchsichtigen, kreisförmigen Tür erneut auftauchen würde.
Er kam endlich am Schleusenpanel an, und mit unruhigen Händen verriegelte er das manuelle Schloss. Er spähte sogar zum Portal raus, um zu bestätigen, dass es weg ist.
Nichts zu sehen, nur eine leere Luftschleuse, und die offene Fläche der steril beleuchteten Mondlandschaft hinter der externen Luke, welche halb offenstand.

Ein feiner Hauch kroch den Flur herab und wehte Alecs zerzaustes Haar ganz schwach gegen seinen Nacken, während er weiterhin nach draußen starrte, verängstigt und ungläubig.

Es dämmerte ihm, als er von hinten das herannahende Schleifen abgetragener Stiefel auf dem Metallbelag des Ganges hörte. Der einzige Wind, der in der Druckgeregelten Einrichtung entstehen kann, muss vom Gebrauch der Luftschleuse kommen. Starr vor Furcht, als er teilweise eine abgenutzte Forscheruniform und rissige Haut hinter seiner eigenen Reflektion im Portal sieht, streckte er erneut die Hand nach dem Kontrollpanel der Luftschleusenpforte aus…

Originaltitel: In from the Cold
Autor: Amused
Übersetzer: Creepostad M
Link zum Original: http://creepypasta.wikia.com/wiki/In_from_the_Cold
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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