Burnout ist das Abführmittel für das Schlechte in deinem Leben

Als ich damals von meiner Psychiaterin die Diagnose „schwere Depressionen“ erhielt, war mir die Bezeichnung ziemlich egal. Ich war sogar auf eine eigenartige Art und Weise beruhigt. Für mich war wichtig, dass es für dieses Gefühl, das ich über so lange Zeit als eine extreme Verzweiflung wahrnahm, überhaupt eine Zuordnung gab.

Das hatte nicht nur ich, wie ich jahrelang dachte. Es gab da draußen viele Menschen, die das ebenso erleiden mussten. Es mag grausam klingen, wenn ich eine Art Freude empfand, dass auch Andere an Depressionen litten. Für mich war es damals wichtig zu wissen, nicht der Einzige mit diesem Problem zu sein.

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Image is CC0 (www.pixabay.com)

Die Psychiaterin benutzte den Begriff „Burnout“ mehrmals im Gespräch, im offiziellen Befund kam er aber nicht vor. Sie hielt es wohl für wichtig, eine Bezeichnung zu wählen, unter der ich mir etwas Konkreteres vorstellen konnte. Später einigte ich mich mit mir selbst darauf, „Burnout“ zu dem zu sagen, was ich da hatte.

Burnout klang für mich irgendwie verständlicher als Depressionen. Ich dachte, dass mich die Leute schneller in Ruhe lassen, wenn ich ihnen einen Begriff gebe, den sie schon oftmals hörten. Wie sie fälschlicherweise dachten, war „das“ so eine Art Zeit- oder gar Modeerscheinung.

Lache, wenn du traurig bist

Wie sich allerdings herausstellte, war es völlig egal, wie ich meinen Zustand, meine Krankheit nannte. Genauso hätte ich „rosa Elefant“ oder „eckiger Mond“ dazu sagen können. Wer das selbst nicht erlebt hat, und ich wünsche niemanden Depressionen, der kann auch nicht nachvollziehen, was dabei in einem Menschen vorgeht.

Nach dem Gespräch mit meiner Psychiaterin wusste ich was los ist, was ich allerdings nicht wirklich wusste war, wie es nun konkret weitergehen sollte. Es waren einfach zu viele Informationen auf einmal, die ich von ihr bekam. Medikamente nehmen, mich entspannen, Therapie beginnen, Alkohol vermeiden, an die frische Luft gehen, Dinge tun, die mir Spaß machen, Negatives in jeder Form vermeiden, mein Leben ändern.

Was würdest du tun?

Ich war verwirrt. Also habe ich mich vorerst auf eine Radikalkur begeben, ging joggen, stellte meine Ernährung um, keinen Tropfen Alkohol, lustige Filme angesehen und Nachrichten aus meinem Alltag verbannt.

Alkohol konsumierte ich vorher schon sehr wenig, aber ich war definitiv ein Nachrichtenjunkie. Zu Beginn war der Entzug richtig hart. Damit ich keine Neuigkeiten übersah, hatte ich tägliche, streng organisierte Rituale. Diese waren so fest in mir verankert, dass ich mir ab sofort irgendwelche Ablenkungen suchen musste um nicht rückfällig zu werden.

Nach einer Woche habe ich meine Radikalkur wieder beendet, zu viel auf einmal verursacht nur Stress. Deshalb legte ich mich auf eine einfache Formel fest, die für Viele selbstverständlich sein mag, die ich aber erst lernen musste: Negatives, also alles was mir nicht gut tat oder was ich momentan nicht tun wollte, vermeiden, und meinen Alltag mit positiven Themen und Unternehmungen gestalten.

Beenden, was schon längst vorbei ist

Es dauerte natürlich mehrere Wochen, bis ich das einigermaßen in den Griff bekam, aber diese Strategie war überlebenswichtig und sie bildet heute die Grundlage für sämtliche kleinere oder größere Entscheidungen. Schmeckt mir das, möchte ich diesen Menschen heute treffen, will ich mit meiner Freundin spazieren gehen oder lieber zu Hause rumhängen, alles muss durch diesen inneren Filter.

Ich musterte mein Adressbuch aus und brach den Kontakt zu vielen Menschen vollständig ab, meine Social Media Accounts fuhr ich herunter und löschte sämtliche Nachrichtenseiten im Internet. Ich wollte mit nichts mehr konfrontiert werden, von dem ich mittlerweile wusste, dass es mir nicht gut tat.

@burnoutside

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