Buchrezension Ulrike Hermann - "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung"

Ich habe Ulrike Hermanns Buch durchgearbeitet und mir ein paar Notizen gemacht, die ich hier vorstellen möchte.
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Ulrike Herrmann beschreibt die drei großen Vordenker der modernen Ökonomie: Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes.
Jeder der drei war Zeuge seiner Zeit und beschrieb die damaligen Aspekte des Kapitalismus.

Für mich interessant waren die Bezüge zur heutigen Zeit:
Was ist Kapitalismus?
Was läuft schief? Und was können wir weiterhin übernehmen?

Hier erstmal ein paar Auszüge:

Adam Smith

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Adam Smith war mit seiner Forderung Privilegien abzugeben revolutionär. Er erkannte, dass man nicht dadurch reich wird indem man anderen etwas wegnimmt, sondern indem die anderen auch reich werden.

Karl Marx

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Karl Marx erkannte, das Kapitalismus mehr ist als die Summe seiner Teile. Es reicht daher nicht aus im Klein-Klein zu bleiben, sondern man muss makroökonomisch denken. Als Geld kann letztendlich alles dienen woran die Leute glauben, dass sie es wieder ausgezahlt bekommen.
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Die Wirtschaft ist nicht statisch sondern dynamisch und sehr komplex.

Maynard Keynes

Maynard Keynes durfte feststellen, dass man durch Spekulation alleine keinen Mehrwert schafft. Er hat erkannt, dass an der Börse die Erwartungen, der Zufall und der menschliche Herdentrieb regieren.
Spekulanten sind dann besonders erfolgreich, wenn Sie die Gefühle und Hoffnungen der restlichen Anleger erraten.
Der Zins ist kein Preis der sich aus einer vorhandenen Geldmenge ergibt, sondern missst wie verunsichert eine Gesellschaft ist.

Derivate

Derivate sind Spekulationen, um sich gegen die Unsicherheiten der Zukunft abzusichern. Dies mag im Einzelfall sinnvoll sein, ist aber Gesamtwirtschaftlich ein Nullsummenspiel.
Spekulationen mit Derivaten führen ein Eigenleben und haben sich von der Wirklichkeit entkoppelt. Leider führen Spekulation mit Derivaten zu hohen Schwankungen von Preisen und damit zu katastrophalen Folgen für die gesamte Welt.
Die Finanzmärkte sind daher die Hauptursache für Rezession und Massenarbeitslosigkeit.

Die Neoklassiker und Neoliberalen

Die Neoklassiker sind die Gegenspieler von Smith und Marx und Keynes, nutzen aber oftmals deren Argumente, die aus dem Zusammenhang heraus gerissen wurden, z.B. Adam Smith's berühmte unsichtbare Hand des Marktes.
Sie tun so, als würde die Welt nur aus einem Marktplatz bestehen, indem es nur Kartoffeln, Bauern und Konsumenten gibt. Realitäten wie Spekulation, Derivate, Ängste und Einflüsse von aussen gibt es bei ihnen nicht.
Auch eine Monopolbildung ist bei ihnen nicht vorgesehen, da der Wettbewerb angeblich alles ausgleicht.
Daher schlagen die Neoliberalen völlig andere Werkzeuge und auch konträre Richtungen vor als Smith, Marx und Keynes.
Ich habe versucht dies in folgendem Bild gegenüberzustellen:

Makro- vs. Mikroökonomie

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Makroökonomie

  • Das Ganze ist größer als die Summe der Teile.
  • Derivate müssen begrenzt werden.
  • Eine Weltwirtschaftsordnung sollte regelnd eingreifen.
  • Die Makroökonomie weiß, was sie nicht weiß.
  • Sie erkennt die Komplexität.
  • Sie ist dynamisch.
  • Je höher die Wirtschaftsleistung ist, desto höher sollten die Löhne werden.
  • Die Lohnhöhe ist oft eine Frage der Machtverhältnisse und weniger der Produktivität.
  • Der Arbeitsmarkt wird von den Finanzmärkten bestimmt.
  • Die Importe und Exporte aller Länder müssen ausgeglichen sein.
  • Der Kapitalismus führt zu Monopolbildung und Monopole führen zu Machtmissbrauch.

Mikroökonomie

  • Sie wird vertreten von den Neoklassikern oder auch Neoliberalen.
  • Sie glaubt die Summe der Teile ergibt das Ganze. Mehr nicht.
  • Der Markt sollte möglichst frei sein.
  • Sie glaubt, Derivate sind okay.
  • Sie vertritt die laissez-faire Politik: der Staat sollte sich möglichst raushalten.
  • Sie glaubt, die freie Hand des Marktes regelt sich selbst.
  • Sie behauptet eine Naturwissenschaft zu sein (was sie aber nicht ist) und entzieht sich damit der Verantwortung.
  • Die arbeitet nicht mit komplexen Strukturen, sondern nur mit einfachen Regeln.
    -- z. B. Bei Arbeitslosigkeit sollten die Löhne gesenkt werden.
    -- z.B. Mindestlohn sei gefährlich.
  • Sie möchte länderübergreifenden Freihandel, das heißt Zölle abbauen.
  • Sie glaubt dass der Kapitalismus zu mehr Wettbewerb führt und nicht zu Monopolen.

Zusammenhang zwischen Rezession und Progression

Ich habe folgende Skizze erstellt, die darstellen soll wie sich die Kreisläufe gegenseitig verstärken bzw abschwächen:
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Rezession

Bei einer Rezession sorgt Angst dafür dass Aktien verkauft werden. Dies sorgt für fallende Preise auf dem Aktienmarkt. Dadurch steigen die Renditen der Aktien. Jemand der also noch trotz Angst einen Kredit aufnehmen möchte greift er zu den Aktien als zu Krediten von Banken. Dadurch steigt der Zinssatz bei den Banken um die Kredite lukrativ zu machen. Das Bargeld das in einem Angstzustand eh knapp und damit wertvoll ist, wird nicht in in den Kreislauf wieder zurück gebracht, sondern angespart (wegen der lohnenden Zinsen und der vorhandenen Unsicherheit vor der Zukunft). Wegen der fehlenden Investitionen steigt die Arbeitslosigkeit und der Angstprozess verstärkt sich selber.

Progression

Bei einer Progression verläuft die Richtung anders herum: Aktien werden verkauft, die Renditen sinken, die Zinsen fallen, es werden mehr Kredite angefordert, es wird entsteht mehr Invest und dadurch weniger Arbeitslosigkeit: Die zu Zuversicht steigt und die Aktien werden weiter gekauft.

Bei einer Progression entstehen aber auch Spekulationen mit Derivaten und dadurch Blasenbildungen. Dies führt zu mehr Volatilität gegen die sich Menschen absichern müssen mit einer Versicherung. Dies sind wiederum Derivate und hier entsteht ein Kreislauf mit den zunehmenden Derivaten. Davon profitieren aber nur Banken durch ihre Gebühren (parasitäres Verhalten). Außerdem entstehen durch diese Volatilität Arbeitslosigkeit und Hungersnöte.
Außerdem führt eine überbordende Progression auch zu sinnlosen Invest. Wertschöpfung geht verloren.

Fazit

Der Kapitalismus ist sehr komplex. Er lässt sich nicht mit Regeln beschreiben die im Klein-Klein gelten.
Kapitalistische Länder können nur gemeinsam reich werden, nicht gegeneinander.

Meine Meinung

Das Buch von Ulrike Herrmann verdient aus meiner Sicht 5 von 5 Sternen. Sie schafft es, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen. Ich habe sehr viel gelernt von ihr.

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