Über Teams, Kommunikation und Feedbackkultur - Teil 1: Teambildung

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawik)

Im Folgenden wird der Leser mit einer wissenschaftlichen Ausarbeitung aus dem Bereich der Sprach- und Kommunikationswissenschaft konfrontiert. Der Text wird dreiteilig dargeboten, dabei auf die Aspekte Teamentwicklung, kommunikative Kompetenz und Feedback in stark komprimierter Kompaktheit eingegangen.
Es ist der Verfasserin bewusst, dass mit Entwicklung der Möglichkeit des elektronisch basierten Austauschs durchaus ein Paradigmenwechsel im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation stattgefunden hat, dennoch ist sie der Meinung, dass bestimmte Manifeste weiter als Grundbedingung bestehen. So wurde beim Verfassen auf das Durchsuchen neuerer Quellen im Internet verzichtet und auf sich im heimischen Bücherregal befindende Literatur zurückgegriffen.
Eine meinungsfreie Distanz wird während der Ausführungen gewahrt, der Text darf aber zur Meinungsbildung sowie zur Schlussfolgerung aufgrund von erkannten Parallelen auf dieser Internetplattform dienen.

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Bild: CC0 auf pixabay.com

Teamentwicklung

Der Begriff „Team“ bezeichnet zunächst nur eine Organisationsform einer arbeitsteiligen Tätigkeit, die eine Verbindung der an einem gemeinsamen Projekt beteiligten Mitarbeiter betont (vgl. Schley 1989, 330). Das Zusammenwirken der Mitglieder des Teams kann verschiedene Qualitäten annehmen. So spricht man von koagierender Zusammenarbeit, wenn diese ein Nebeneinander ist, jedes Teammitglied unabhängig von der Arbeit des anderen seinen Aufgaben nachgeht. Die kontraagierende Zusammenarbeit kann als Gegeneinander beschrieben werden, die beteiligten Personen arbeiten jeder für sich und werden durch sich überschneidende Aufgabenfelder zum Störmoment für die Tätigkeiten anderer Teamkollegen. Die für eine optimale Kooperation nötige Zusammenarbeitsform ist die interagierende. Diese ist letztlich das Miteinander der Teammitglieder. Die Tätigkeiten eines Mitarbeiters setzen die des anderen voraus, durch beständige Koordination gelangt man gemeinsam zum Ziel einer gemeinsamen Aufgabe (vgl. Rosenstiel 1996, 181f).

Die Arbeitsgruppierung von Personen unterschiedlicher Profession stellt also zunächst kein interagierendes Team dar, sie muss sich erst dazu entwickeln. Hierbei ist zuerst das Bewusstmachen der Faktoren, die auf die Teamentwicklung einwirken, nötig. Diese liegen nach Müri (1988) im fachlich-sachlichen, kommunikativ-kooperativen und methodisch-strukturellen Bereich, wobei an dieser Stelle nicht näher auf die den einzelnen Bereichen zugeordneten Aspekte eingegangen werden soll, da sich deren Erläuterung teilweise aus den weiteren Ausführungen zu den Voraussetzungen von Kooperation ergibt:

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Die Entwicklung einer Arbeitsgruppe zum Team verläuft stets in spezifischen Phasen. Der amerikanische Sozialpsychologe Tuckman (1965) bezeichnet diese Prozessstufen als Forming, Storming, Norming und Performing (vgl. Rosenstiel 1996, 386ff und Schley 1989, 336ff).

Das Forming entspricht einer ersten Orientierung. Die Teammitglieder bilden rein formal die vorgesehene Arbeitseinheit, sie lernen sich kennen, „beschnuppern“ sich. Die Kollegen versuchen, die Persönlichkeitsstrukturen des anderen zu ergründen, Grundsteine für Kommunikationsbasen, wie z.B. Sympathie und Vertrauen, werden gelegt.
Während des Stormings werden den einzelnen Teammitgliedern implizit Rollen zugewiesen. Eine „Hackordnung“ wird ausgekämpft, man erprobt, wer im Team beispielsweise die Rolle des Richtungsweisenden, des Mitläufers oder des Sündenbocks übernimmt. Die Teamentwicklung „gärt“, Annäherungs- und Abgrenzungsprozesse finden statt.
Mit dem Norming werden Spielregeln für die Teamarbeit ausgearbeitet. Dies geschieht explizit, z.B. durch das Festlegen von teaminternen Vorschriften und Sanktionen, und/oder implizit, wenn sich Selbstverständlichkeiten während der Zusammenarbeit herausbilden.
Performing ist letztlich der Beginn der eigentlichen produktiven Arbeit, das Anstreben der Zielsetzungen des Teams. Die Mitglieder tragen kreative Ideen zur Aufgabenlösung bei, lernen voneinander und entwickeln sich zu einem echten „Wir“, was bald zur Routine in der gemeinsamen Arbeit führt.

Jede Entwicklungsphase ist durch spezifische Merkmale gekennzeichnet und tritt bei jeder Teamentwicklung, ob bei kurz- oder langfristig zusammenarbeitenden Gruppen, auf. Die Phasen laufen aufeinanderfolgend ab, wobei es durchaus vorkommt, daß z.B. bei Kommunikationsproblemen oder Teamkollegenwechsel auf vorherige Prozesse zurückgegriffen wird, schlimmstenfalls kein Performing erreicht wird.


Literatur
  • Rosenstiel, L. v.: Das „gute“ Team: Spannungsfeld zwischen Autonomie, Kooperation und Führung. In: Opp, G. (Hrsg.): Focus Heilpädagogik - „Projekt Zukunft“. München 1996, S. 380-391
  • Schley, W.: Teamentwicklung in Integrationsklassen. In: Schley, W. et al. (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger Gesamtschulen. Hamburg 1989
  • Schulz von Thun, F.: Miteinander reden. Störungen und Klärungen. Leck 1993
  • Watzlawick, P., Beavin, J. H., Jackson, D. D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern/Stuttgart/Toronto 1990

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13.05.2018


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