Ruß Ostpreussen


.Russ besitzt die älteste Kirche des Memellandes.Zur Ordenszeit wurde 1419 die erste Kirche errichtet. 1774 brannte die Kirche ab, im Jahr 1789 folgte auch die hölzerne Notkirche in gleicher Weise. Im Jahr 1809 wurde dann die jetzige evangelische Kirche in Ziegel- und Feldsteinmauerwerk erbaut. Das wuchtig wirkende Bauwerk hatte den Krieg gut überstanden. Litauische Kommunisten setzten die Schließung der Kirche durch, sie zerfiel stark, wurde aber Mitte der 1990er-Jahre wiederaufgebaut.Zu den Zeiten des Deutschen Ordens (bis 1525) sind dort zwei Orte hervorgetreten, Windenburg und Ruß, wo es Befestigungen, Zentren der hiesigen Verwaltung und Kirchen gab. Nach Beendigung der über Jahrhunderte währenden Kämpfe hörte Windenburg auf zu existieren. Die am Ende der Halbinsel massiv erbaute Ordensburg wurde von den Wellen des Kurischen Haffs unterspült, die am Ufer des Windenburger Ecks zerstörerisch wirkten. Die alte Kirche wurde abgetragen und nach Kinten versetzt. So verblieb in Windenburg, abseits der Landstraßen und ohne Anregungen für eine urbanistische Erweiterung, nur das Zentrum eines Gutshofes. Dafür aber war die Rolle von Ruß ständig am wachsen. An einem strategisch äußerst wichtigen Punkt, im Memeldelta an den Verästelungen der Flussarme Atmath, Pokallna und Skirvieth gegründet. Nach K. A. Matulaitis bestand Ruß, laut Aussagen nordischer Sagas, als wichtiger Stützpunkt des prußischen Stammes der Schalauer schon in vorgeschichtlichen Zeiten. Von hier aus hatte diese Wohnsiedlung die ganze Schifffahrt von der Memel zum Kurischen Haff und zurück bis zum Oberlauf der Memel unter Kontrolle. Möglicherweise gab es dort schon seit Beginn des 15. Jahrhunderts eine Kirche oder Kapelle, die die Bedeutung dieses Ortes betonte.Ruß war Anfang des 19. Jahrhunderts die größte Wohngemeinde der entlang der Memel gelegenen Orte des späteren Memelgebietes. In diesem mit einer Windmühle ausgestatteten Kirchdorf gab es 1.707 Einwohner in 145 Anwesen. Ruß war von mehreren größeren Dörfern umgeben, die zusammen nochmals etwa 1.000 Einwohner besaßen. Dies war die damals größte Einwohneransammlung im Memeldelta. Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste der damalige Verwaltungsverbund Ruß die Gemeinden Skirvietele, Schwarzort, Kalberg und Bredschull. Sie hatte 631 Anwesen mit 3.503 Einwohnern (Handwerker, Kaufleute, Arbeiter, Landwirte, Wiesenbauern, Gärtner, Fischern u. a.). 1885 wohnten in der Gemeinde Ruß 2.078 Menschen in 543 Anwesen. Im benachbarten Skirwietele wohnten damals 992 Menschen in 274 Anwesen. Verhältnismäßig groß waren auch die Einwohnerzahl der anderen das Kirchdorf Ruß umgebenden Gemeinden. Jedoch ab der Mitte und zum Ende des 19. Jahrhunderts, in den Zeiten des wirtschaftlichen Booms des Königreiches Preußen, begann diese alte „Hauptstadt" der Fischer an Bedeutung zu verlieren. Solange der wichtigste Warentransport über die Wasserstraße erfolgte, stieg die Bedeutung von Ruß. Nach dem Bau neuer Straßen und der Eisenbahn geriet Ruß jedoch ins Abseits der sich rasant erweiternden überregionalen ökonomischen Entwicklung. Es sank immer mehr zu einem Handels- und Dienstleistungszentrum für die nähere Umgebung ab. Es war durch häufige Überschwemmungen und der dadurch erschwerten Überquerung der vielen Wasserarme der Memel, von den entfernteren Gemeinden schwerer zu erreichen als das nun an der Eisenbahn liegende Heydekrug. Ruß hatte vor dem Ersten Weltkrieg 1.826 Einwohner. Dieser Wohnort war mit seinem Holz-, Lachs und Flussneunaugenhandel (letztere waren eine besonders gefragte Delikatesse, durch die Gewässerverschmutzung gibt es diese zwei Fischarten kaum noch) bekannt.In Ruß gab es ein Amtsgericht und die auch in den anderen Orten erwähnten postalischen Einrichtungen. Es gab drei Hotels und sieben Restaurants. Zwei Ärzte, ein Apotheker, ein Veterinär, zwei Juristen und ein Notar sorgten für die Bedürfnisse der hiesigen wie auch der Bewohner der umliegenden kleineren Ortschaften. Zwei Institutionen kümmerten sich um die Finanzen, drei Baufirmen boten ihre Dienste an. Eine Brauerei sorgte dafür, dass hier der Durst nicht zu groß wurde und drei Sprithersteller verwendeten das eigene Erzeugnis zum Teil für die Herstellung beliebter Liköre. Fünf Fleischereien konkurrierten untereinander um die beste Qualität ihrer Wurstwaren. Der Getreide- und Saatguthandel kümmerte sich um die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Im 2.Weltkrieg erlitt Ruß Verluste durch die übereilte Sprengung der Brücke über die Atmath durch die deutsche Wehrmacht. Die hier aus allen Richtungen herströmenden Wagenkolonnen mit Flüchtlingen aus dem ganzen Kreis hatten sich vor der Brücke gestaut und wurden durch die frühzeitige Sprengung der Brücke schon 1944 der russischen Soldateska überlassen.


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