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Magische Maschinen und ihre Apparate

Die Magische Maschine koppelt sich an allerlei wunderliche kleine und grosse Apparaten. So manche habe ich selbst gesehen, andere, so sagt man mir, hätte ich gesehen, an welche ich mich nicht mehr erinnern kann und es gibt solche, von denen nur noch eine Spur durch die Gegenwart zieht, ein Schatten, ein Windhauch. Beginnen möchte ich bei einem kleinem Wunderapparat, der die Welt zum drehen bringt. Zwischen Zeigefinger und Daumen eingeklemmt dreht sich die kleine Scheibe in rasanter Geschwindigkeit, unaufhörlich, eine feine Bewegung reicht und es würde sich auf ewig um die eigene Achse drehen. Wenn nicht bei einer bestimmten Drehzahl der kleine Apparat stehen bleibt, während sich die ganze Welt um ihn zu drehen beginnt. Kaum jemandem fällt es auf, kaum jemand hat den Moment tatsächlich gesehen. Es soll mehrere davon geben, in allen Farben, Cyan, so hell, fast schon silbern, rot, grün oder viele Farben in einem. Wir können aber die verschiedenen Farben nicht auseinanderhalten, die Unschärfe der Bewegung verunmöglicht es uns. Die Besitzer dieser Apparate werden nur sehr selten damit erblickt, wenn dieser Still steht, ich gehöre auf jedenfall nicht zu den Glücklichen, so muss ich mich auf die Worte jener verlassen, welche diesen kurzen Augenblick zwischen den drehenden Scheiben und dem Moment wenn sie wieder in die Tasche gesteckt werden. Und wie kann ich tatsächlich unterscheiden, ob denn nun die Welt dreht oder der kleine Apparat. Es gibt aber auch grössere Apparate, welche nicht in einer Tasche Platz finden würden. So hörte ich von einem Zelt, das nur von innen sichtbar ist, auf seinem Deckenstoff können ferne Galaxien betrachtet werden, wie sie zu einem bestimmten Zeitpunkt angeordnet waren. Doch niemand weiss, welcher Zeitpunkt das ist, noch wie man in dieses Zelt gelangt war. Ein Zelt ohne Eingang, den man durchschreitet oder hindurchkriechen kann, entweder ist man bereits drin oder eben nicht. Selbstverständlich ist man meist nicht darin, ich zumindest war es bestimmt noch nie, das hätte ich doch bemerkt. Als genauer Beobachter der Sterne wäre bestimmt aufgefallen, wenn diese nicht so stehen würden wie sie zu stehen haben. Aber kann ich mir tatsächlich so sicher sein nicht in dem Zelt zu sein. Mir wurde auch schonmal zugetragen, dass es eine Uhr gäbe, welche nicht die aktuelle Zeit anzeigt, sondern eine lang vergangene, eine Zeit bevor es überhaupt Uhren gab, noch Menschen, welche sie lesen könnten. Sie sei alleine dazu da, sich dem zu erinnern, wessen man sich nicht erinnern kann. Einer Zeit aus welcher es nichts zu erinnern gibt, an das man sich erinnern könnte, doch man erinnert sich in dem Moment an sie, wenn man die Uhr betrachtet, ihre längst vergangene Zeit abliest. Nur wenige Menschen sind den kleinen Apparaten auf der Spur, welche die Magische Maschine in sich aufnimmt und dann wieder ausspuckt. Einige jedoch haben eine ganze Sammlung davon, in den Bibliotheken können die enzyklopädischen Einträge eingesehen werden, doch die Sammlungen sind mir zumindest bis jetzt verschlossen geblieben. Einzig die zufällig gehörten Geschichten, die wenigen Begegnungen mit den Apparaten bezeugen ihre Existenz. Wir, die wir Maschinistinnen sind, haben es schwer, die einzelne Apparate zu erkennen, sie von dem zu trennen, was die Maschine ist. Unser Blick gehört ganz alleine den Strömen, den Abläufen, den stampfenden Produktionen. Und doch hängt alles von den verkabelten und verkoppelten Apparaten an die Ströme ab. Das Magische ist nicht die Kopplung oder deren Output, es ist etwas ganz kleines in den wunderlichen Apparaten, welche helfen die Maschine am Laufen zu halten, sie in unwuchtige Schwingungen bringt, aus den Fugen wirft, ständig umzudrehen und neu zusammensetzen. Die Sicht auf die kleinen eingeflochtenen Apparate wird dabei vernebelt. Auf der Suche nach diesen kleinen in sich unsinnigen, doch wahrhaftig magischen Dingen muss ich die Maschine das eine oder andere Mal verlassen, um mich den Einzelteilen zu widmen, der abstrakten Maschine entgegenhalten, das abgeschlossene, fertige, Einzelne annehmen, nicht um es universal werden zu lassen, sondern nur um einen kurzen Augenblick dessen Form wahrzunehmen, um die Beschreibung dann als Eintrag in meine Sammlung aufzunehmen. Ein Abdruck, der dem Vergessen zu widerstehen versucht. Indem für einen kurzen Moment die Gegenwart der Maschine vergessen wird, ein Vergessen, das die kleinen Apparate hervor wünscht, um ein Atemzug seiner Seele zu erhaschen. Doch meist ist mein Gedächtnis zu wenig stark um wirklich zu vergessen. Und ich bleibe stets ein einsamer Maschinist, der seine Hände, Füsse und sein Kopf für Verkabelungen freigibt, seine Organe anschliesst und die Gedankenströme durch den ganzen Körper leiten lässt: die Maschine arbeitet.

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