...hat meine Light Painting Reise begonnen. Damals gab es (gefühlt) viel weniger Light Painter als heute. Es gab keine (brauchbaren) Anleitungen. Niemand hat mir damals erklärt oder gezeigt wie es geht. Es gab keine Onlineshops für Light Painting Tools. Die LED Taschenlampen von damals waren im Vergleich zu heute lichtschwach und emitierten allesamt ein sehr hässliches, bläuliches Licht. So ziemlich alles musste ich mir selbst erarbeiten. Vom Bau geeigneter Tools über die richtigen Einstellungen an der Kamera, dem Malen von Lichtfiguren bis zur Ausleuchtung der Landschaft oder der Location. Das war oft sehr frustrierend. Die Ergebnisse waren aus heutiger Sicht meist miserabel.

Zuweilen bin ich an der ein oder anderen Bildidee verzweifelt. Aus heutiger Sicht einfache Dinge haben mir sehr viel Zeit und Nerven geraubt. Die Faszination für diese besondere Kunstform war von Anfang an sehr groß. Heute bin ich sehr dankbar. Ohne die harte Arbeit, ohne die viele Übung in der Anfangszeit würde mir die Arbeit im Light Painting wahrscheinlich heute nicht so leicht von der Hand gehen. Wenn man im Zusammenhang mit Light Painting überhaupt von leicht und einfach sprechen kann. Aber genau diese Herausforderung ist ein wichtiger Antrieb für mich. Mit der Zeit wurde meine Arbeitsweise immer aufwändiger, immer komplexer.

Wie man in den Bildern sehen kann, sahen meine ersten Orbs Scheiße aus. Ich kann gar nicht genau sagen, wie viele Orbs ich gedreht habe, bis die Dinger so halbwegs rund und gleichmäßig waren. Der Orb aus dem nächsten Bild ist zwei Jahre später entstanden.

Einige Kollegen denken ja, ich hätte irgendwelchen magischen Kräfte weil alles so einfach aussieht, was ich mache und die Bilder oft im ersten oder zweiten Versuch gelingen. Leider ist dem nicht so. Das sieht nur deshalb so einfach aus weil ich sehr viel geübt habe. Ich habe schlichtweg mehr Erfahrung als die meisten meiner Kollegen. Mehr nicht. Und auch heute sitze ich manchmal tagelang an einem Bild.

Früher hatte ich die Idee, möglichst perfekte Light Paintings zu machen. Einfach als "sportliche" Herausforderung. Irgendwann haben dann immer mehr Leute angezweifelt, dass es sich um echte Fotografien handelt weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass jemand so bekloppt ist und so viel Zeit und Energie in ein einziges Bild steckt. Später habe ich dann absichtlich kleine Fehler eingebaut damit man sieht, dass es echt ist. Krank, oder?

Im Bild oben war mein Sohn Erik 9 Jahre alt. In 10 Jahren werden wir das Bild vielleicht wiederholen. Vielleicht hab ich aber dann auch schon die Kamera und die Taschenlampen in den Müll geschmissen. Im Moment sehe ich schwarz für unsere besondere Kunstform. Jeder Wichtigtuer kann heutzutage "Kunst" von einem Computer generieren lassen und sich als großen Künstler feiern lassen. Im Moment schreiben die Leute das ja meist noch dazu, dass es nicht ihr Kunstwerk ist, oder genauer gesagt keine Kunst ist. Aber selbst hier bei HIVE gibt es teilweise Upvotes in nennenswerter Höhe für diesen KI Bullshit. Wem werden denn die Rewards ausgezahlt? Der KI Maschine? Dem "Künstler" ja wohl kaum. Der hat je keinen schöpferischen Anteil an seinen "Kunstwerken". In ein paar Jahren wird es kaum noch möglich sein zwischen KI "Kunst" und echter Fotografie zu unterscheiden. Viele Herrschaften werden dann wohl "vergessen" zu erwähnen, wie "ihr" Kunstwerk entstanden ist.

Für mich fühlt sich das an, als würde ich einen Marathon laufen und mich überholen dauernd Autos. Die Fahrer schreien aus dem Fenster, dass sie auch Marathonläufer sind und erklären mir, dass sie wahnsinnig clever und viel besser sind als ich weil sie viel schneller am Ziel sind. Am Ziel erwarten sie dann den gleichen Applaus und die gleiche Siegprämie wie der Läufer und wollen nicht verstehen, dass sie eine komplett andere Sportart betreiben. Oder besser gesagt gar keine Sportart. 42 Kilometer mit dem Auto zu fahren ist keine Leistung! Es steht zu befürchten, dass mich, und die anderen Läufer, eines dieser Autos irgendwann überfahren wird und die besondere Kunstform Light Painting stirbt.