Liebe Naturfreunde,
vorletzte Woche im Ötztal konnte ich eine Fülle von Pflanzen bewundern, die im Raum Wien gar nicht zu sehen sind. Im Folgenden nur eine kleine Auswahl.
Allen voran die Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), auch Almrose oder Almrausch genannt, die dort noch auf 2000m Höhe üppigst gedeiht, gefühltermaßen die häufigste Pflanze ist und ganze Teppiche an Zwergsträuchern bildet.
Trotz des Namens hat sie nichts mit der Rose gemein, sondern ist ein immergrüner Strauch, der zu den Heidekrautgewächsen (Ericaceae) gehört. Achtung, die Pflanze ist giftig. Schon der Verzehr von einem Blatt oder einer Blüte kann Symptome (Übelkeit, Brechreiz, Durchfall) verursachen!
Ebenfalls eine typische Gebirgspflanze ist die Berg-Nelkenwurz (Geum montanum), deren gelbe Blüten denen der Hahnenfußgewächse bzw. der Sumpfdotterblume ähneln.
Die Früchte sind die stark verlängerten und dicht behaarten Griffel und als sog.„Federschweifflieger“ zur Windverbreitung (Anemochorie) ausgebildet (Quelle).
Der Name kommt daher, dass man früher das in der Wurzel enthaltene Nelkenöl als Gewürznelkenersatz verwendet hatte.
Der Pyramiden-Günsel (Ajuga pyramidalis) kann bis auf einer Höhe von 2700m noch vorkommen.
Die auffälligen rötlich-violetten Hochblätter schützen die winzigen Lippenblüten gegen Regen, die starke Behaarung soll wohl kriechende Insekten abhalten. Der Pyramiden-Günsel ist eine alte Heilpflanze und wurde bei Stoffwechselstörungen und zur Förderung der Wundheilung eingesetzt.
Manchmal sind nicht nur Steine und Bäume, sondern auch krautige Pflanzen bzw. Zwergstrauchheiden heftig von Flechten überwuchert, meist aber auf Höhen jenseits der Baumgrenze.
Detail einer Flechte (Cladonia arbuscula?).
Flechten sind ja sehr interessante Lebensgemeinschaften aus einem Pilz (Mykobiont) mit Grünalgen oder Cyanobakterien als photosynthesefähigen Symbiosepartnern (Photobionten). Sie gehören nicht zu den Pflanzen, sondern sind eine eigene Gruppe innerhalb der Pilze (Quelle).
Das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) ist trotz des Namens nicht klebrig. Es wächst hier teils in dichten Gruppen überall am Wegesrand, quasi der Löwenzahn der Alpen.
An den Nektar, tief in ihrem Kelch, kommen nur langrüsselige Bienen und Nachtfalter. Hummeln umgehen diese Hürde, indem sie einfach ein Loch in den Kelch beißen, um an den Nektar zu gelangen (sog. „Blüteneinbruch“) (Quelle).
Früher wurde aus der abgekochten Wurzel Seifenlauge hergestellt und die jungen Triebe als Gemüse gegessen.
Auch das hübsche Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) kommt hier vor, obwohl es eigentlich eine Pionierpflanze ist. Da es sich oft auf Schutt ansiedelt, wurde es nach dem 2. Weltkrieg volkstümlich „Trümmerblume" genannt.
Den Frühlings-Enzian (Gentiana verna) habe ich dagegen nur an einer Stelle, auf ca. 2500m Seehöhe angetroffen.
Er mag gern magere Wiesen, und da diese zunehmend seltener werden, steht er in mittlerweile wie alle Enzianarten fast überall unter Naturschutz.
Auch der Tüpfel-Enzian (Gentiana punctata) gehört zu den Enziangewächsen.
Aus seinem Rhizom wird Schnaps destilliert, der verdauungsfördernd wirken soll. Der Enzian ist in Tirol ein registriertes traditionelles Lebensmittel.
Die Ziestblättrige Teufelskralle (Phyteuma betonicifolium) gehört zu den Glockenblumengewächsen.
Die vielen kleinen Einzelblüten sind zu einem auffälligen Blütenstand vereinigt, um die Schauwirkung auf Insekten zu verstärken. Von der Form der Blüten hat die Pflanzengattung auch ihren Namen.
Die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) gehört zur Familie der Orchideen und gilt teilweise als gefährdet. Die engen Blüten können nur von Schmetterlingen bestäubt werden.
Und last not least ein besonderer Hingucker ist das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum), das den Charakter der wenigen Moorlandschaften prägt, die noch übrig sind.
Die wolligen Flauschköpfe sind nicht die Blüten, sondern die Hüllfäden der Blütenhülle. Nach der Blütezeit werden sie bis zu 2,5 Zentimeter lang und bilden einen Flug- und Schwimmapparat mit den Früchten.
Hier noch ein paar Aufnahmen, um Euch zu zeigen, in welcher Art Landschaft die beschriebenen Pflanzen vorkommen.
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