Hund adoptiert – Nachbericht

Die ist der Nachbericht zur Adoption von Frieda, dem Hunde-Mädel aus Kroatien. Den Ablauf der Hunde-Adoption habe ich unter folgendem Blog-Artikel beschrieben: „Hunde-Adoption – Bericht“

Auf die Adoption eines Hundes aus dem Ausland, kann man leider keinen Hund vorbereiten und selbst weiß man nur sehr wage, welchen Charakter, welche Ängste und natürlich auch beeinflussende Erinnerungen ein Hund mitbringt. So sind meine Frau und ich erstmal vom Schlimmsten ausgegangen und bereiteten uns auf darauf vor, dass es mit Frieda nicht so ablaufen würde, wie mit einem Hund, mit dem man sich vorher schon bekannt machen konnte. So wie das beispielsweise mit einem Heimhund oder einem Hund vom Züchter hätte ablaufen können.
Wir kannten Frieda nur von Momentaufnahmen, in Form Videos und Fotos und natürlich von Beschreibungen der Vermittlerin des Tierschutzvereines.

Wie es sich jedoch in den ersten Tagen heraus stellte, hatten wir mit Frieda wirklich einen Glücksgriff gemacht. Auch wenn es nicht ganz problemlos kommen sollte.

Der Abend der Ankunft

Wie ich schon im Adoptionsbericht beschrieben hatte, holten wir Frieda an einem Treffpunkt, an einer Autobahnraststätte ab und hatten dort, aufgrund der Corona-Verordnungen keinerlei Gelegenheit einander anzunähern oder bekannt zu machen.

Entsprechend eingeschüchtert war Frieda. Ich muss zugeben, ich aber auch.

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Empfang02.jpg

Man kann auf den beiden Bildern deutlich Friedas geduckte Haltung sehen. So lief sie dann mit mir fremden Mann zum Auto.

Dort trug ich sie in den Kofferraum und schnallte sie am Sicherheitsgeschirr mit zwei Sicherheitsgurten für Hunde fest. Sie krabbelte dann tief geduckt mit dem Kopf in eine der Ecken des Kofferraums und verharrte dort die Fahrt über.

Meine Frau fuhr den Wagen und ich setzte mich auf den Rücksitz, in die Nähe Friedas. Meine Versuche, sie mit Kraulen und Leckerlis abzulenken und die Situation aufzulockern, blieben erfolglos. Das Köpfchen blieb steif in der Kofferraum-Ecke liegen, der Körper sehr verkrampft.

Daheim angekommen, nahm ich sie vorsichtig aus dem Kofferraum. Als ich mit meinen Händen näher kam, zitterte sie etwas. Worauf hin ich sie mit einer möglichst ruhigen Stimme und vorsichtigem Streicheln zu beruhigen versuchte. Zunächst legte ich ihr am Sicherheitsgeschirr die Doppelleine an. Denn was weithin bekannt ist, von ehemaligen Straßenhunden, ist deren Fluchtinstinkt.

Viele, wirklich sehr viele ehemalige Straßenhunde sind schon kurz nach der Ankunft ausgebüchst.

So etwas verursacht nur unnötigen Stress für alle. Wenn ihr euch mal für einen ehemaligen Straßenhund entscheiden solltet, denkt aus eigenem und dem Interesse des Hunde auf jeden Fall an eine gute und nahtlose Sicherung bis das gegenseitige Vertrauen deutlich spürbar aufgebaut ist.

Ich setzte sie vor das Auto auf den Boden. Sie nahm direkt wieder die geduckte Haltung wieder ein.

Frieda konnte keine Treppen steigen. Diese Erkenntnis überkam uns sofort. Wir wohnen im ersten Stockwerk.
Als wir Frieda ins Treppenhaus führten, blieb sie regungslos und wie vor einer Wand an der ersten Treppenstufe stehen. Etwaige Motivationsversuche scheiterten. Leckerlis wurden zum Beispiel völlig ignoriert.

Nachdem ich sie in unsere Wohnung hoch trug und dort auf den Boden setzte, schaltete sich direkt ihr Fluchtinstinkt ein. In Panik suchte sie das Weite, beziehungsweise eine dunkle Ecke in unserem Schlafzimmer.

Dort sollte nun erst einmal der Ort des Kennenlernens sein. Denn sie wollte für die nächste Stunde dort nicht weg.

Wir blieben am Ball und bauten langsam Kontakt auf. Immer wieder unterwarf sie sich (Unterwerfungsgesten). Nachdem wir sie einen Meter aus der Schlafzimmer-Ecke locken konnten, brachte meine Frau für Frieda Essen und Trinken näher ans Schlafzimmer heran.

Ort des Kennenlernens.jpg

Futter am Abend.jpg

Langsam und sehr vorsichtig näherte Frieda sich dann den Näpfen und aß und trank ausgiebig. Auf den Beinen war sie dabei sehr unsicher und sie schaute ständig ängstlich um sich.

Doch Speis&Trank brachen schließlich das Eis.

Vorsichtig begutachtete Frieda die ihr ungewohnte Umgebung.

Es kann gut sein, dass Frieda vorher noch nie eine Wohnung von innen sah. Sie lebte ja die ersten beiden Jahre ihres Lebens auf der Straße.

Die verschiedenen Böden (PVC, Laminat und Fließen), überlief sie recht misstrauisch. Fast als liefe sie auf Sand. Das kannte sie also noch nicht so richtig.

Nach der ganzen Aufregung, also der Fahrt nach Deutschland, der Fahrt vom Treffpunkt zu uns nach Hause und der komplett neuen Umgebung, war Frieda schnell fix und fertig und legte sich auf den Boden zum schlafen. Ich nahm sie dann auf und legte sie ihn ihr Bettchen. Denn der Boden war echt kalt.

Bettchen Abend.jpg

Mit einem Kuscheltier zwischen den Pfoten schlief sie für den Rest des Abends, bis wir sie leider zum Pinkeln kurz in den Garten bringen mussten.

Freiwillig verlief das leider nicht. Die Treppen waren ihr immer noch suspekt und Kommandos, geschweige denn Worte aus unserer Sprache kannte sie ja nicht. Also trug ich sie hinunter in den Garten.

Natürlich mit angelegtem Sicherheitsgeschirr, an der ich die Doppelleine befestigte.

Die Warnungen der Tierschutzverein-Mitarbeiter vom Übergabeort, hatten wir stets im Ohr. Einmal losgerissen, rennen Straßenhunde oft wie von der Tarantel gestochen, hauen ab, verletzen sich, etc.

Das Geschäft verrichtete sie in Windeseile und legte sich dann sofort wieder ängstlich ab, aufs nasse Gras. Hätte ich sie nicht wieder hoch getragen, hätten wir im Garten übernachten müssen. Denn am Boden verblieb sie verkrampft und regungslos liegen.

Ich hatte schon einige Hunde und schaffte es immer in verschiedenen Situationen meine Hunde dazu zu bringen, was ich mir gedacht habe. Doch bei ihr war die Angst einfach zu stark. Angststarre!

Kleine Schritte für Frieda, große Schritte für uns

Das Gassigehen war von Anfang an etwas schwierig. Zum Einen mochte Frieda Treppen ja nicht. Zum anderen entwickelte sie zunächst eine Art Panik, zurück gebracht zu werden. Einerseits ein gutes Zeichen dafür, dass sie es bei uns schon findet. Andererseits wirkte sich das direkt aufs Gassigehen aus. Beziehungsweise auf die Vorbereitungen darauf.

Sobald ich mit dem Geschirr ankam, floh sie wieder in irgendeine Ecke oder versuchte sich anderweitig zu verstecken und legte die Ohren und die Rute an. Das Anlegen des Geschirrs wurde durch Friedas Angststarre sehr erschwert.

Dieses Verhalten kam umgehend, egal was vorher war. Ob sie vorher mit uns schmuste, ob sie mit uns glücklich spielte oder vorher schlief. Wenn ich mit dem Geschirr nur von Weitem aus zu sehen war, geriet sie in ihren Panikmodus.

Frieda war wie aus Beton, wenn ich ihr das Geschirr anlegen wollte.

Das betraf sogar den gemeinsamen Gang in den Garten, zu welchem wir ihr ein Halsband, anstatt dem Geschirr anlegten. Es ging scheinbar um dieses offizielle aus dem Haus Gehen.

Während der ersten Gassigänge war sie extrem eingeschüchtert und lief durchgehend mit eingeklemmter Rute.

VogelStrauss.jpg
(Köpfchen verstecken wegen Gassi.)

Von Gassigang zu Gassigang wurde es jedoch besser.

Nach einigen Überredungskunststücken, lies sie sich das Geschirr anlegen und half dabei sogar immer etwas mit. Immer mehr. Sogar die Treppe nahm sie dann zum Teil, meistens bis zur ersten Diele im Treppenhaus.

Frieda musste offensichtlich lernen, dass Gassi etwas Gutes ist und man immer wieder heim kehrt. Hier halfen Leckerlis, aber auch unsere zeitliche Zuverlässigkeit und damit Regelmäßigkeit.

GassiGehen.jpg

ImGarten.jpg

Auch der Fluchtreflex wurde mit der Zeit immer schwächer.

Bei einem Ausflug mit dem Auto, hob ich sie unterwegs in den Kofferraum und legte die noch eingehängte Leine neben Frieda ab, um Frieda mit dem Hunde-Sicherheitsgurt am Geschirr festzumachen.

Noch bevor der Sicherheitsgurt reinklickte, sprang Frieda los, in Richtung Straße. Zum Glück hatte ich eine, mir unerklärliche Reaktion und fing sie noch im Sprung auf.

Laute unerwartete Geräusche, ein zu schneller Schritt in ihre Richtung oder ein falscher Tonfall reichten aus, dass sie versuchte irgendwo hin zu flüchten.

Am dritten Tag nach der Ankunft nahm ich Frieda im Garten ihr Halsband am, weil es sehr warm an diesem Tag war und das Halsband sehr breit.
Sobald sie bemerkte, dass ich das Halsband in der Hand hielt, rannte sie wie von der Tarantel gestochen los. Ich rannte ihr direkt hinterher und holte sie gerade ein, als sie zum Sprung über das innere unserer Hoftore ansetzen wollte. Ich weiß nicht, ob sie es geschafft hätte. Allerdings halte ich es für möglich. Ich kann auch über den Grund ihrer Reaktion nur spekulieren.
Merkwürdigerweise, unternahm sie keinerlei Fluchtversuche mit Halsband, auch wenn sie dabei nicht angeleint war. Das Abnehmen des Halsbandes muss irgendetwas für sie signalisiert haben. Etwas, wegen dem man fliehen sollte.

Umso mehr das Vertrauen aber zwischen uns und Frieda bisher wuchs, desto geringer ihr Fluchttrieb.

Mit dem Vertrauen stieg allerdings auch die Gier beim Essen geben. :-)

Dieses bremsten wir allerdings direkt durch ein Sitz-&Gib-5-Spiel aus. Bevor es an den Napf geht, muss sie sich erst hinsetzen, dann Pfötchen geben. Dadurch werden wir nicht mehr beim Hinstellen des Napfes von ihr überfallen.

Es dauerte nur 2 Tage, ihr das bei zu bringen.

Schlussgedanken

Solche „Mühe“ lohnt sich.

Frieda ist ein unheimlich verschmuster und liebebedürftiger Hund. Entsprechende Zuwendungen macht sie jeden Tag, viele Male. Sie liebt uns und zeigt uns das mit ihrem ganzen kleinen Herzchen.

Liebe ist so ein wertvoller Lohn.

Schmusen.jpg

Viele Menschen denken darüber nach, einen Straßenhund aus dem Ausland zu adoptieren. Das ist toll. Es ist super-toll, wenn man sich dabei auch um die möglichen Probleme im Vornherein Gedanken macht. Selten läuft das Kennenlernen wie im Spielfilm ab. Straßenhunde kommen fast immer mit den einen oder anderen Problem ins neue Zuhause.
In unserem Fall waren die Probleme noch harmlos gegenüber jenen, über die mir Bekannte berichteten, die ebenfalls Straßenhunde aus dem Ausland adoptierten. Tierschutz-Mitarbeiter erzählten mir, dass viele Menschen nicht mit so etwas rechneten und ihre Adoption daraufhin rückgängig machten.
Das schadet nur dem Hund und ist echt unfair. Denn mit der Entscheidung zur Adoption kommt auch die Verantwortung.

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