Tagesschau: Corona-Drama in Dunkelrot

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Die Farben blieben "stets gleich", nur die Darstellung und Zuordnung ändert sich je nach Berichterstattungszweck.

Er ist der Schrecken aller Fälscher, Verleumder des Gemeinsinnsendens, Kritikaster und Regierunsgegener. Patrick Gensing hat das Faktenfinden in Deutschland zum Beruf gemacht, er war der erste, der den Feinden der Gemeinsamkeit bei der Sicht auf die Wirklichkeit mit scharfen Widerlegungen in die Parade fuhr und Desinformation als Goldgrube ausbeutete. Mittlerweile erschafft Patrick Gensing Fakten für die "Tagesschau", den allabendlichen Gottesdienst der Tageswahrheit, in dem verkündigt wird, ob Masken gerade nützen oder nicht, AstraZeneca gerade schadet oder nicht und der R-Wert gerade wieder wichtiger ist als die Inzidenz, die rechte Gefahr oder der unaufhörliche Klimawandel.

Vermeintliche Manipulationen

Natürlich muss Gensing aber auch eingreifen, wenn es gilt, ganz objektiv klarzustellen, dass vermeintliche Manipulationen seines renommierten Arbeitgebers in Wirklichkeit schäbige Versuche von Gegnern des Gemeinsinnfunks sind, die bloße Verwendung von "unterschiedlichen Farbskalen bei Corona-Karten" (Gensing) als Manipulation anzuprangern, "um die Infektionslage dramatischer darzustellen".

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Im Februar war "bis 35" noch gelb.

Ein geradezu bösartiger Vorwurf, der sich nichtsdestotrotz in sozialen Medien verbreitete und auch hier bei PPQ.li aufgegriffen wurde. Deutlich zu sehen: Am 17. März markierte die "Tagesschau" einen Inzidenzwert von 100 noch in einem optimistischen Orangerot, am 9. April hingegen war selbst der Wert von 50 schon mit einem sehr viel dunkleren, bedrohlicheren Farbton markiert, die 100 tendierte ins ganz schwere Dunkelrot und der Wertebereich "über 200" war schwärzer als drei Wochen zuvor der Bereich "bis 500".

Der Zweck der Übung ist deutlich, er heiligt die aus der Wetterberichterstattung der Tagesschau bekannten Mittel. Ging es im März noch darum, mit Hilfe der Berichterstattung ein Hoffnungsfünkchen der Öffnungsmöglichkeit in den Haushalten der Republik anzuzünden, zielen die Darstellungen von ARD-aktuell derzeit darauf, ein Bedrohungsgefühl zu nähren, um das Mitmachen der Bevölkerung beim Joggen mit Maske, nächtlichen Hausarresten und Geduld beim Warten auf das eigene Impfangebot zu befördern.

Dass kein mazedonischer Cyberkrieger die beiden Karten manipuliert hat und diesmal auch nicht die AfD dahintersteckt, gesteht Patrick Gensing zu. Die beiden Grafiken seien "auf dem Instagram-Kanal der tagesschau veröffentlicht" worden, allerdings keineswegs miteinander vergleichbar. "Die Karte mit der helleren Skala basiert auf Fernsehbeiträgen der tagesschau", schreibt er, diese Vorlage werde "allerdings selten genutzt, da die kleinteilige Darstellung von Landkreisen im Fernsehen schwerer zu erkennen ist". Die Karte mit der dunkleren Farbskala basiere hingegen "auf der Darstellung der Inzidenz-Karten auf tagesschau.de", sie ermögliche es Nutzerinnen und Nutzern, "sich die Werte für die jeweiligen Städte oder Landkreise anzeigen zu lassen".

Nur die Farbskala wurde nicht geändert

Selbstverständlich muss die Farbskala dazu eine andere sein. Wem würde das nicht augenblicklich einleuchten. Aber wurden die Farbtöne wirklich verändert? Nein, sagt Patrick Gensing, die Farbskala der Corona-Karte, die angeblich manipuliert wurde, sei nie verändert worden. Rot blieb Rot, ein bisschen Dunkelrot und Schwarz kamen dazu und verändert wurde auch die Zuordnung der unterschiedlichen Farben zu den unterschiedlichen Inzidenzwerten. Eindeutig: Die "Tagesschau" hat die Farbskala ihrer Corona-Karten nicht geändert - nur erweitert und die Zahlenwerte, die den Farben zugeordnet sind, zum Zwecke eines höheren Aufrüttelfaktors neu dramatisiert.

Es seien im Laufe der Pandemie neue Klassen ergänzt worden, da die Inzidenz stark zugenommen habe, erklärt Gesing, warum Mitte März noch ein Wert "bis 500" den damals dunkelsten Farbton belegte, während heute bereits ein Wert von "über 200" in einem nicht mehr nachdunkelbaren Schwarz erscheint. "Die unveränderten Klassen behielten ihre Farbwerte", erklärt der oberste Faktenerfinder der Republik mit der Souveränität eines Festangestellten, dem völlig egal sein kann, ob das, was er schreibt, auch nur den Hauch einer Chance hat, wenigstens von simplen Gemütern geglaubt zu werden.

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