Aufruf zum Rassismus: Plakate aus der Bedeutungshölle

"Sonst niemand" meint eigentlich "nichts", aber: Deutsche Sprache, schwere Sprache.

Rassismus gehört ausgegrenzt, sonst niemand", fordert die grüne Wahlkampagne in diesen Tagen ultimativ und Deutschlehrer landauf, landab schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Als wäre die Ökopartei nicht ein gebranntes Kind seit der schiefgelaufenen Verwendung der Großschreibung von "Ihr" im Kleingedruckten der Wahlplakate, ist auch im antirassistischen Furor wieder quergelaufen, was querlaufen konnte: "Rassismus gehört ausgegrenzt. Sonst niemand.", wie es wörtlich heißt, ist weder grammatikalisch noch inhaltlich richtig und es wird schon gar nicht richtiger dadurch, dass die bei der früheren F.D.P nicht mehr benötigten Satzzeichen hier ökologisch nachhaltig nachgenutzt werden.

Der Rassismus als jemand

Denn um "niemand" zu sein, der allein nur noch "ausgegrenzt gehört", müsste der Rassismus jemand sein, der er nachweislich nicht ist. Bei Rassismus, einer "oft implizit oder unterbewusst praktizierten Lehre beziehungsweise Geisteshaltung zur Rechtfertigung von Diskriminierung, handelt es sich zweifellos nicht um eine Person, sondern um ein Ding, also etwas, nicht jemand. Das Gegenteil von etwas ist aber dann eben nicht niemand, sondern nichts. Rassismus gehört ausgegrenzt, sonst nichts", wäre die korrekte Formulierung der grünen Botschaft gewesen, knapp vorbei, aber es ist ja auch schwer, auf den Punkt zu kommen in einer Zeit, die geprägt ist von einem allgemeinen Bildungsabbau.

Mit "nichts" zu arbeiten oder in einer milderen Form von nichts "keiner" anstelle von "niemand" zu setzen, als "Rassismus gehört ausgegrenzt, sonst keiner", verbot sich von selbst, weil ausgerechnet jner "Keiner" der Kandidat zur Bundestagswahl ist, der in allen Umfragen derzeit uneinholbar an der Spitze liegt. Reklame für diesen großen Unbekannten, der PPQ bereits im Januar zum Favoriten ausgerufen hatte, im Dreikampf um das Kanzleramt das Rennen zu machen, verbot sich deshalb.

Niemand soll nicht ausgegrenzt werden

Nein, niemals. So kam es zu "niemand", der nicht ausgegrenzt werden soll, obwohl mit "jemand" der  Rassismus nicht gemeint sein kann, der nun mal kein er, sondern ein es ist. "Niemand" kommt aus dem Mittelhochdeutschen "nieman" oder "niemen", eine Zusammensetzung von "ni" wie "nicht" und "man" für "Mensch" und meint genau das: Kein Mensch. Dass das aus einer Partei der Hochgebildeten  kommt, die sich zwar zum Teil mit eingebildeten Studienabschlüssen schmückt wie Cem Özdemir einst mit seinen von Moritz Hunzinger geliehenen Krawatten, andererseits aber auch durchaus echte Doktortitel trägt, die auch noch einem Studium der Germanistik entsprungen sind, zeugt von besten Absichten, aber Unfähigkeit bei der Umsetzung.

Dafür spricht auch die Verwendung des Begriffes "Ausgrenzung", der hier benutzt wird, obwohl er negativ konnotiert wird. Motiv ist wohl die Vermeidung des Wortes "Vermeidung", das treffender ist, aber zu wenig radikal und appellativ. "Ausgrenzung" ausschließlich von Rassismus impliziert eine Welt, die überall Platz für alles hat - für alles, nicht für alle, siehe "Jemand" - nur nicht für Rassismus. Dass es diese Welt nicht gibt, weil Ausgrenzung die Voraussetzung für jede Realität ist, stört die Verfasser nicht. Aber in n der klassischen Physik gilt nicht ohne Grund: Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein, wo eine Grünen-Plakat hängt, passt keins von der Linken mehr hin. Und so grenzt das Plakat, das "niemand" aufgrenzen will, selbst sofprt und überall aus, wo es auftaucht.

Ein Armutszeugnis überall

Ein Armutszeugnis wie schon die Verwendung des großgeschriebenen "ihr" in der gesamten Kampagne, die früh schon Befürchtungen vor einem Bildungsnotstand bei den Grünen geweckt hatte. Wenn eine Parteivorsitzende im Eifer des Klimagefechtes erneuerbare Energien zu "erneuerbaren Industrien" macht, dann ist das eine Sache, dass sie sich bei der Übersetzung des eigenen Programms in sogenannte leichte Sprache von einer Dolmetscherin helfen lassen muss, eine andere. Doch "niemand" und "nichts"zu verwechseln, Menschen also Dingen gleichzusetzen, die in diesem Fall auch noch ein angefasst, in einen Schrank gestellt oder wenigstens mit einem Lappen abgeputzt werden können, spricht für ein gerüttelt Maß an Menschenverachtung.

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
5 Comments
Ecency