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Reise mit gemischten Gefühlen - Trip with mixed feelings

Diese Woche habe ich einen Besuch in Oberschwaben gemacht. Von dort aus machte ich mich auf den Weg nach Rosenheim in Bayern. Es war ein schöner Frühlingstag mit Fernsicht, daher wollte ich nicht über die Autobahn fahren. Ich suchte mir also eine Route durchs Allgäu und das bayrische Voralpenland raus.
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Es war eine schöne Fahrt durch eine herrliche Landschaft. Der Frühling zeigte sich, in den grünen Wiesen blühten schon Schlüsselblumen. Auch die Bäume waren teilweise schon in voller Blüte. Im Hintergrund waren die Alpen zu sehen, die aber noch teilweise mit Schnee bedeckt waren.

Hinter Bad Tölz kam ich dann am Militärfriedhof Dürnbach vorbei. Da ich Zeit hatte, hielt ich an und schaute mir diesen Ort an, der so gar nicht in diese idyllische Landschaft passen wollte.

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Das kräftige, grüne Gras, die Bäume und die weißen Grabsteine machten einen ruhigen, friedlichen Eindruck, ganz im Gegensatz zu dem, an was dieser Ort eigentlich erinnert.

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In Reih und Glied, exakt ausgerichtet und angeordnet, vermitteln die Grabsteine einen Eindruck von Ordnung. Einer Ordnung die aus den Fugen geraten war und die wieder hergestellt werden mußte?

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Eine herrliche Landschaft um Urlaub zu machen, sich zu erholen, zur Ruhe zu kommen.
Aber die Männer und Frauen, die hier begraben liegen, sie kamen nicht hierher um sich zu erholen. Sie kamen auch nicht her um hier zu sterben, obwohl ihnen schon bewusst war, dass das eben auch passieren konnte. Nun ruhen sie hier, gestorben im Kampf gegen ein Unrechtsregime. Gestorben und begraben weit, weit weg von ihrer Heimat, von ihren Familien, Männern, Frauen, Eltern, Kindern, Geschwistern, Freunden und Bekannten.

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Who dares wins! Wer wagt, gewinnt!
Alle die hier liegen waren mutig, haben gekämpft. Sie haben ihr Leben verloren. Haben sie nicht alles verloren? Der Spruch scheint hier etwas fehl am Platz zu sein. Ja, sie haben ihr Leben verloren, aber sie haben auch gewonnen. Sie haben den Respekt und die Achtung gewonnen dafür, dass sie so mutig waren, dass sie es gewagt haben, gegen Nationalismus, Rassismus und menschenverachtende Ideologie zu kämpfen. Sie haben gekämpft und ihr Leben geopfert im Kampf für die Freiheit, für Gerechtigkeit und Menschlichkeit.

Hier, in dieser herrlichen und so friedlichen Landschaft haben so viele Menschen aus so vielen Ländern ihr Leben gelassen.

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Junge Männer und Frauen aus Australien, die nun so weit weg von ihrer Heimat ihre letzte Ruhe gefunden haben.

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Ein junger Mann aus England, der auch für seinen jüdischen Glauben und Identität gestorben ist.
Gestorben, damit andere leben können.

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Tote, deren Namen keiner kennt. Deren Angehörige nicht wissen, wo und wie er gestorben ist, wo er begraben liegt.

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Aus den schottischen Highlands.

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Aus Kanada

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Aus den Niederlanden.

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Aus Polen.

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Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Mediziner.

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Fahrer, Ingenieure, Arbeiter, Angestellte, Ehemänner, Väter, ...
We will meet again - wir werden uns wiedersehen!

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He rests, his duty noble done!

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Aus Frankreich.

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Idylle?

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Fast 3000 Gräber! Sie kamen aus der ganzen Welt, vereint im Kampf gegen die Nazis: Großbritannien, Australien, Neuseeland, Südafrika, Indien, Ostafrika, Frankreich, Norwegen, Polen, Russland, USA und manche eben auch, deren Identität man nicht mehr feststellen konnte.

Auch mein Onkel starb im Krieg. Wo, wann und wie konnte uns niemand sagen. Erst viele Jahre später, nach vielen Anfragen bei verschiedenen Organisationen ohne Ergebnis, wurde er dann für tot erklärt. Vielleicht steht irgendwo ein Grabstein ohne Namen, wo er seine letzte Ruhe gefunden hat.

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Am Eingang zum Friedhof.


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Haben wir etwas gelernt, hat die Menschheit etwas gelernt? Lange Jahre schien es so. Aber aktuell gewinnen wieder Strömungen an Einfluss, die in eine ähnliche Richtung gehen wie zwischen 1933 und 1945. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Österreich, Niederlande, Frankreich, Italien, USA, und und und ...

Nicht nur Josef Hader ist das Lachen vergangen, auch mir vergeht das Lachen, wenn ich sehe, was sich da im Moment tut.

Wir Boomer (wird ja mittlerweile fast als Schimpfwort gebraucht) hatten das große Glück keinen Krieg in unmittelbarer Nähe erleben zu müssen. Aber aktuell sterben wieder zehntausende Menschen in der Ukraine, in Israel und Gaza. Viele Länder rüsten auf. China bedroht Taiwan. Afghanistan, Indien, Tibet, Korea, Iran, Irak, es gibt viele Brennpunkte wo man nicht weiß, wann die Konflikte eskalieren. Politiker wie Putin, Trump, Xi Jinping, Orban, Erdogan wollen ihre Sicht wohl eher mit Waffen als mit Diplomatie durchsetzen.

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Their name liveth for ever!
Ihre Namen bleiben für immer!

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Nächste Woche ist Ostern, davor noch die Karwoche. Vielleicht mal Zeit über das Eine oder Andere nachzudenken.

In diesem Sinne wünsche ich schon heute allen schöne Ostern.