Intrige aus New York köpft Bild-Chef: Hat er die Corona-Politik zu stark kritisiert?

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Julian Reichelt, der sich immer wieder kritisch zu den Corona-Maßnahmen äußerte, wurde als „Bild“-Chef vom Axel Springer-Verlag gefeuert. Absurd: Auslöser dafür soll ein Artikel in der „New York Times“ (NYT) sein, in dem Reichelt und auch Springer-Chef Mathias Döpfner allerlei ‚sexuell umtriebige‘ Aktionen vorgeworfen werden. Gemeint ist damit ein sexuelles Verhältnis mit einer volljährigen Frau, die ebenso bei „Bild“ arbeitet. Allerdings untermauert der umstrittene „Times“-Journalist, Ben Smith, seine Anschuldigung kaum mit konkreten Fakten. Eine Arbeitsweise, die ihm in seinem Schaffen nicht zum ersten Mal vorgeworfen wird. Die Motivation hinter dem Artikel in der NYT dürften die Expansions-Bestrebungen des Springer-Verlages in den USA sein.

  • „Bild“ entwickelte sich in letzter Zeit sehr corona- und regierungskritisch
  • Jetzt Rauswurf von Bild-Chef Reichelt – erste Anschuldigungen im Frühjahr
  • Artikel des umstrittenen NYT-Journalisten, Ben Smith, als angeblicher Ausgangspunkt
  • Ben Smith hat schon vorher ungeprüft Unwahrheiten verbreitet
  • Er dichtete mit „Steele Dossier“ maßgeblich Donald Trump die vorgeworfene Verbindung zu Russland an
  • So wurde behauptet, dass Trump im Interesse der ausländischen Macht agiert, die USA destabilisiert
  • Jetzt zeichnete er im NYT-Artikel ein verkommenes Sittenbild bei der „Bild“ und „köpfte“ damit den Chefredakteur
  • Auch Expansions-Vorhaben des Springer-Verlages in den USA könnte ein Grund sein

„Julian Reichelt hat ‚Bild‘ journalistisch hervorragend entwickelt und mit ‚Bild Live‘ die Marke zukunftsfähig gemacht. Wir hätten den mit der Redaktion und dem Verlag eingeschlagenen Weg der kulturellen Erneuerung bei ‚Bild‘ gemeinsam mit Julian Reichelt gerne fortgesetzt. Dies ist nun nicht mehr möglich“, meinte der Chef des Springer-Verlages Mathias Döpfner zum Reichelt-Rauswurf. In der letzten Zeit fiel die „Bild“ zunehmend durch kritische Berichterstattung zu den Corona-Maßnahmen auf. Verantwortlich soll dafür der Chefredakteur Reichelt gewesen sein.

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Corona-Kritik der „Bild“

Unter Reichelt begann die „Bild“ für ein Mainstream-Medium herausragend maßnahmenkritisch zu werden. Er sprach sogar offen die Corona-Propaganda der anderen Mainstream-Journalisten an. Geradezu aktivistisch trat die „Bild“-Zeitung unter dem nun ehemaligen Chefredakteur im August gegen die Verlängerung der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ auf. „Bild“ forderte entschieden von den Politikern angesichts der Corona-Gipfels: „Kanzlerin, wie wollen Einigkeit, Recht und Freiheit“. Dazu spielte man pathetisch die Nationalhymne.

„Bild“ forderte „Normalität“ statt Einschränkungen:

Anschuldigungen und Freistellung bereits im Frühjahr

Schon im Frühjahr kamen Anschuldigungen gegen Julian Reichelt auf, er habe seine Machtposition gegenüber Frauen missbraucht. Deswegen wurde er für einige Tage freigestellt wurde. Reichelt habe eine Beziehung mit einer 25-jährigen „Bild“-Angestellten geführt. Von einer zweiten Frau soll es außerdem Anschuldigungen gegen Reichelt geben. Handelt es sich um eine Intrige? „Es gibt weder objektive Anhaltspunkte, die die Aussagen des Beschuldigten widerlegen, noch die Aussagen der Zeugin beweisen“, schrieb die zuständige Staatsanwaltschaft hierzu in einer Erklärung, wie Reuters berichtet. Trotzdem ist Reichelt seinen Posten nun los. Sein Nachfolger wird Johannes Boie von der „Welt am Sonntag“, einem weiteren Springer-Medium. Dieser ist bisher nicht gerade durch Kritik an der Regierung und an den Corona-Maßnahmen aufgefallen.

„Sex, Journalismus und Firmenkasse“?

In der NYT verweist der Journalist Ben Smith auf bisher nicht veröffentlichte Recherchen eines Journalisten-Teams der deutschen Ippen-Mediengruppe, berichtet Reitschuster. Überhaupt ist Smith recht wage in seinen Anschuldigungen gegen Reichelt und Döpfner, die sich für einen Europäer wohl nicht einmal als solche offenbaren. Denn eine Sammlung von Akt-Bildern schockiert wohl in unseren Breiten kaum jemanden. Smith versucht für die Amerikaner aber ein Bild zu zeichnen, von „einer Arbeitsplatzkultur, die Sex, Journalismus und Firmenkasse vermischte“. Hier einige Zitate aus dem Artikel:

  • „Unter seiner (Döpfners) Führung hat Axel Springer aufwendige Weihnachtsfeiern veranstaltet, darunter eine Disco-Nacht im Jahr 2018 mit 10 DJs, 512 Discokugeln und einem gemeinsamen Auftritt der Village People und Vorstandsmitgliedern des Unternehmens.“
  • „Außerdem besitzt er eine der führenden Sammlungen von weiblichen Akt-Bildern in Deutschland.“
  • „Im Jahr 2012 schickte er Mitglieder des überwiegend männlichen Führungsteams ins Silicon Valley, wo sie zusammenwohnten, eine Studie über die neue Medienwirtschaft erstellten und ein albernes Video produzierten, in dem sie sich Kingsize-Betten teilten.“

Recherchen des Ippen-Verlag vom Besitzer zurückgehalten

Stichwort „Me Too“: In den USA ist die Sexualisierung von mächtigen Männern meist die Totschlagkeule Nummer eins. Das ist wohl der vorgeblichen Prüderie der US-Amerikaner geschuldet. Ben Smith soll nur ein kleiner Auszug der Ippen-Recherchen vorgelegen haben. Diese würden angeblich vom Ippen-Verlag zurückgehalten, um dem Springer-Verlag keinen Schaden zuzufügen. Der Ippen-Verlag, er gibt einige deutsche Regionalzeitungen heraus, hat erst vor Monaten ein Rechercheteam des deutschen „Buzzfeed“-Ablegers übernommen. Bei diesem US-Portal war Ben Smith von 2011 bis 2020 Chefredakteur. Offenbar dürfte die Verbindung zum Ippen-Verlag fortbestehen.

Ben Smith gehörte auch zu jenen „Journalisten“ die das nachweislich frei erfundene „Steele Dossier“ veröffentlichten. Mit diesem wurde versucht, Donald Trump eine Verschwörung mit den Russen anzudichten. Selbst die NYT und NBC News hatten dies wegen fehlender Beweise damals abgelehnt.

Springer kauft US-Medien: US-Mainstream deswegen in Panik?

Der wahre Grund für die – reichlich dünnen – Vorwürfe gegen Reichelt und auch Döpfner dürfte allerdings darin liegen, dass Döpfner in einer E-Mail meinte, dass der Springer-Verlag „der führende digitale Verlag in der demokratischen Welt“ werden solle. Das Verlagshaus kauft sich seit einiger Zeit in die US-Medienlandschaft ein. So wurde beispielsweise im August bekanntgegeben, dass man die einflussreiche Washingtoner Zeitung „Politico“ gekauft habe. Außerdem besitzt man Anteile des „Business Insider“ und von „Ozy Media“. Auch darüber hatte Ben Smith Artikel verfasst.

Kann es denn sein, dass Reichelt hier nur als Aufhänger dient, um den gesamten Springer-Verlag schon im Vorfeld zu diskreditieren? Hat der US-Mainstream womöglich Angst davor, dass der amerikanische Mainstream womöglich eine Art „Bild“ bekommen könnte? Denn das könnte womöglich der Todesstoß für einige der etablierten Medienhäuser sein. Die landläufigen US-Medien sind in der Gunst der Leser in ständigem Fallen begriffen

Was womöglich der Grund dafür ist, erklärt die ehemalige NYT-Kolumnistin Bari Weiss in einem Brief, der ihr freiwilliges Ausscheiden bei der Times im Vorjahr begleitete: „Geschichten werden so ausgewählt und erzählt, dass sie das engste Publikum befriedigen, anstatt einer neugierigen Öffentlichkeit zu ermöglichen, über die Welt zu lesen und dann ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.“ Und: „Twitter steht nicht im Impressum der New York Times, aber Twitter ist ihr ultimativer Chefredakteur geworden.“


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