Feministische Linguistik – Kampf der Geschlechter, Teil 2

Liebe Steemianer,
über das „Gendern“ der Sprache soll es diesmal gehen - wie die Frauen als Opfer dargestellt werden, um deren vermeintliche Benachteiligung zu beseitigen, darum ging es in Teil 1 der Reihe Kampf der Geschlechter.

Die Sprache


Zunächst ein kleines Plädoyer für die Sprache. Die Sprache ist ja nicht bloßes Kommunikationsmittel. Ohne sie wäre menschliches Bewusstsein überhaupt undenkbar! Sie trägt unser Wissen und ermöglicht uns klare Gedanken. Indem wir mit Sprache unseren Wünschen, Sehnsüchten, Gefühlen und Erinnerungen Namen geben, verleihen wir ihnen Lebendigkeit und Dauer. Ein altertümlicher Ausdruck kann uns längst vergangene Kindheitstage wieder lebendig machen, eine Rede kann uns ergreifen und sogar zu Tränen rühren. Emotionen werden durch Sprache ausdrückbar, selbst wenn niemand da ist, der sie hören kann. Sprache stiftet Identität, sie bildet die Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft. Wie wir die Welt in Worte fassen, ist zu wichtig, als dass wir Beeinflussungen durch ideologische Besserwisserei dulden dürfen.
Sprache ist dabei organisch, über Jahrtausende(!) gewachsen und Spiegel der Gesellschaft, da einem ständigen Wandel unterworfen. Einerseits technische Entwicklungen führen zum Entstehen neuer (z.B. Handy) und Verschwinden alter Wörter (z.B. Droschke), oder gesellschaftliche Veränderungen (z.B. Homo-Ehe, Globalisierung). Durch Omnipräsenz anderer Sprachen werden Wörter von diesen in Sprachen eingefügt (siehe die allgegenwärtigen Anglizismen im Deutschen, wobei übrigens andere Sprachen weit mehr davon betroffen waren: so hat etwa die japanische Sprache 50% vom Chinesischen übernommen und das Englische selbst hat im Mittelalter ein Drittel aus dem Französischen entlehnt!).
In all diesen Beispielen waren es immer äußere Umstände, die die Sprache veränderten. Beim Gendern dagegen soll durch Sprachvorschriften eine Weltanschauung transportiert werden.
Jeder Sprachvorschrift ist aber immer eine Denkvorschrift.

Nicht dass es nicht schon immer Sprachmanipulationen gegeben hätte. Meist waren/sind es euphemistische Umschreibungen wie Bedarfsunterdeckung für leere Supermarktregale in der DDR oder Online-Durchsuchung statt Computerverwanzung.
Ob jemand ein Befreiungskämpfer oder Terrorist ist, ob Aktivist oder Randalierer hängt vom politischen Standpunkt ab. Diese Art von Manipulation ist meist durchschaubar (für einigermaßen Informierte) und greift nicht in das Wesen, in die Syntax und Grammatik einer Sprache ein.

Radikalfeministische Linguistik


Anders das Gendern, mit dem ein Umerziehungsprogramm von Seiten einer Minderheit seit den 80ern des 20.Jhds gemeint ist, das zum Ziel hat, die Unterschiede, die zwischen Mann und Frau aufgrund biologischer Ungleichheit und gesellschaftlicher Traditionen bestehen, zu reduzieren und letztlich zu eliminieren. Der moderne Feminismus will dabei nicht eine Gleichstellung (die ist längst erreicht), sondern geht weiter und stellt die natürliche Dichotomie von Mann und Frau in Abrede (das Geschlecht als bloßes „soziales Konstrukt“).


Quelle

Egal, ob man (😊) das für richtig oder falsch befindet, das Bedenkliche ist, dass versucht wird, durch Änderung der Sprache das Bewusstsein der Menschen zu ändern, ganz wie in Orwell´s 1984 mit „Neusprech“. Eine künstlich veränderte Sprache soll die Kommunikation der Menschen im Sinne der herrschenden Doktrin steuern. „Richtiges“ Schreiben und Sprechen soll richtiges Denken zur Folge haben, politisch unkorrekte Gedanken verunmöglicht werden (mangels geeigneter Ausdrücke dafür). Ein durch und durch totalitärer Denkansatz. Und das Schlimmste: Kaum jemand nimmt diese Bedrohung ernst! Wie in Teil 1 beschrieben, wird eine Opferrolle kultiviert und aus dieser heraus von einer Minderheit ein hoher moralischer Druck aufgebaut, der bis in die Hörsäle, Schulklassen, Redaktionsstuben und Ministerien reicht, sodass wir heute in vielen Ämtern und Institutionen Gender-Richtlinien haben, die klar im Widerspruch zu geltenden Rechtschreib- und Grammatikregeln stehen. Studenten und Schüler bekommen schlechtere Beurteilungen, wenn sie ihre Arbeiten nicht gendern! Ein Skandal, der aber keinen Aufschrei verursacht!
Es geht auch nicht um die freie, intellektuelle Auseinandersetzung mit kontroversiellen Themen (z.B. „ist es gerecht, dass Frauen, die trotz höherer Lebenserwartung weniger lange arbeiten müssen, eine niedrigere Pension ausgezahlt bekommen?“) und dem Austausch von Argumenten, sondern ein fertig konstruiertes Gedankengebäude soll in die Köpfe der Menschen eingehämmert werden: Frauen seien allgemein benachteiligt und das schlage sich auch in der Sprache nieder.
Die feministische Linguistik ist aber nicht Wissenschaft, da nicht vorurteilsfrei, sondern sie beruht auf unbeweisbaren Axiomen wie „die Sprache transportiere und festige patriarchale Machtstrukturen“. Linguistik (im Prinzip jede Geisteswissenschaft) soll Entwicklungen beschreiben und Gesetzmäßigkeiten analysieren, nicht Werturteile fällen oder Empfehlungen abgeben: Die Behauptung „Geschlechterrollen seien das Ergebnis anerzogener Verhaltensweisen“ wird aber nicht als Theorie zum Diskurs gestellt, sondern als programmatische Kampfansage eingesetzt und es wird nicht reflektiert, ob z.B. Geschlechterrollen nicht auch eine für die Gesellschaft nützliche Funktion erfüllen. Ideologie statt Ratio. Ist eine komplett auf politischer Korrektheit aufgebaute Gesellschaft erstrebenswerter oder überlebensfähiger als die derzeitige?

  • Überhaupt, ist es wünschenswert, dass eine Minderheit selbsternannter „Experten“ darüber befindet, was bezüglich unserer Sprache als richtig und falsch zu gelten hat?
  • Mit welchem Recht beanspruchen Feministinnen besser zu wissen als die Mehrheit der Sprecher, was mit einem Ausdruck oder einer Redewendung gemeint ist?
  • Sollen Kinder möglichst früh zu einem völlig veränderten Sprachgebrauch erzogen werden, der weder auf Traditionen noch auf Alltagserfahrung beruht und auch keine literarischen Vorbilder hat?

Der grundlegende Irrtum – Genus und Sexus


Feministen behaupten, dass Genus (das grammatische Geschlecht eines Wortes, also z.B. der Mond und die Sonne) und Sexus (das biologische Geschlecht) gleichzusetzen wären. Wer genau nachdenkt und weiß, wie Sprache entstanden ist, erkennt, dass das eine völlig absurde Annahme ist. Aber genau darauf bauen alle weiteren Behauptungen auf: Sie behaupten, das grammatische Geschlecht gäbe bei Personenbezeichnungen das biologische Geschlecht wider, also dass Lehrer, Student, Bürger, Indianer, Auftraggeber oder Kunde ausschließlich Männer bezeichnen würde. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Formen um das sog. generische Maskulinum, im Deutschen sehr häufig vorkommend, aber geschlechtsunabhängig und neutral!

Da die Ausgangsthese Genus = Sexus sprachwissenschaftlich unhaltbar ist, verlegen sich die Feministen auf die Psychologie und postulieren, dass durch Verwendung des generischen Maskulinums die Sprecher und Hörer in höherem Maße männliche statt weibliche Personen assoziieren, was als diskriminierend empfunden wird. Belegt soll das werden durch sogenannte psycholinguistische Untersuchungen (z.B. diese), deren Methodik allerdings fragwürdig ist (z.B. werden nur visuelle Texte analysiert, aber kaum Gesprochenes (vermutlich weil beim Gesprochenen das Gendern noch schwieriger ist und Effekte weniger signifikant ausfallen würden), außerdem wird der ideologische Standpunkt meist kaum verhehlt, was per se die Arbeiten unwissenschaftlich macht).

Abgesehen davon kann das generische Maskulinum, z.B. Gegner nicht nur für einen Mann, eine Frau, ein Tier, sondern auch eine Fußballmannschaft (auch eine Frauenmannschaft) oder einen ganzen Staat stehen! Auch würde niemand sagen Die Polizei, deine Freundin und Helferin, obwohl Polizei ein Feminimum ist und ebensowenig, dass Schwalben Vorbotinnen des Sommers seien. Man sagt auch Ich gehe zum Frisör, auch wenn man dann von einer Frau einen Haarschnitt bekommt, weil das Wort eben geschlechtsneutral ist. Genauso wie die Sportartikelhersteller. Wer sagt "die Sprtartikelhersteller und -herstellerinnen..." (tatsächlich passiert im Radio), handelt doppelt dumm, da ja diese meist geschlechtsneutrale Unternehmen darstellen und nicht einzelne Personen. Und wenn Partner nur für einen Mann steht, dürfte es ja das Wort die Ehepartner gar nicht geben!

Dass zwischen Genus und Sexus KEINE Kongruenz besteht, ergibt sich schon aus der einfachen Tatsache, dass manche Sprachen (alle slawischen, Griechisch, Lateinisch und Deutsch) über drei Genera verfügen, andere über zwei (Französisch, Arabisch) und andere über gar keine (Englisch, Japanisch). Genus ist einfach eine grammatische Eigenschaft von Substantiven, gleichgültig, ob das Wort etwas Belebtes oder Unbelebtes verkörpert.

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Quelle

Wie die Wörter zu ihren Artikeln kamen, ist völlig unbekannt! Die Wortbedeutung spielt dabei jedenfalls KEINE Rolle. Der Käse ist genausowenig männlich wie die Wurst weiblich, und ein Säugetier ist nie geschlechtslos! Und auch die überzeugteste Feministin wird zugeben müssen, dass maskuline Substantiva wie Mensch, Krüppel, Gast, Schatz (als Person), Dummkopf oder Leichnam, die kaum zu gendern sind, alle geschlechtsneutral sind und weder Männer noch Frauen bevorzugen. Und wenn „die Gäste“ beide Geschlechter einschliesst, wieso sollte es bei „die Ärzte“ anders sein? Das gleiche gilt für maskuline Lehn- oder Fremdwörter wie Computerfreak, Fan, Oldie - niemand würde darunter nur Männer vermuten wollen. Umgekehrt gibt es Feminina, die ebenfalls Männer oder Frauen verkörpern: Autorität, Geisel, Kapazität,… und auch Neutra (Mitglied, Genie, Opfer). Wie abartig wäre es, wenn Männer es diskriminierend finden würden, dass Fachkraft sie nicht genügend repräsentiere. Fallweise gibt es auch grammatische Neutra, die für weibliche Personen stehen (Luder).

Das Mädchen ist eine seit dem 17.Jhd. dokumentierte Verkleinerungsform von „Magd“ oder „Maid“ und steht wie alle Verkleinerungen (lat. Diminuierung) im Neutrum (das Tantchen, das Onkelchen). Obwohl das Wort Mädchen seit 4 Jahrhunderten eine weibliche Person beschreibt, ist sein grammatisches Geschlecht geblieben! Sagt nicht das allein schon einiges aus, wie willkürlich und historisch gewachsen, aber wenig geschlechtsgebunden die Genera sind?

Übrigens überwiegen im Deutschen mit Abstand die Feminina, auch viele Ableitungen mit -e (Pfeife), -heit, -keit (Menschheit, Tapferkeit), -nis, -ung, -schaft etc. haben allesamt einen weiblichen Artikel.
Dass Schiffe, sobald sie getauft sind, sämtlich weiblich sind, ist ebenfalls logisch nicht nachvollziehbar, insbesondere wenn sie zum Beispiel „die Hindenburg“ heißen, benannt nach einem männlichen General.
Es bleibt dabei: Genus und Sexus sind voneinander nicht ableitbar. Es handelt sich um zwei verschiedene Kategorien, die nicht gleichgesetzt werden dürfen.

Auch die aus feministischer Sicht ganz bösen Ableitungen auf -er sind geschlechtsneutral zu verstehen und nicht frauendiskriminierend. Die Schülerin meint ganz klar eine weibliche Person, doch der Schüler kann beides meinen. Das entspricht auch dem Sprachempfinden der allermeisten Menschen. "Die Schüler werden heute bereits um 11h entlassen" - würden da nicht auch Feministen ihre Töchter früher abholen kommen (falls sie welche hätten)?
Der Widerstand der Sprachvorschreiber entzündet sich wohl daran, dass bei den Ableitungen auf -er leicht eine weibliche Form und damit ein scheinbarer Gegensatz Mann-Frau erzeugt werden kann (Händler - Händlerin) und dass daher die Frauen nicht bei der scheinbaren männlichen Form mitgemeint und daher diskriminiert seien - doch das ist nicht korrekt, da schon immer die Tätigkeit (Leser) oder Gewohnheit (Raucher), der Beruf (Lehrer) oder die Herkunft (Schweizer) im Vordergrund der Ableitung standen und nicht das biologische Geschlecht! Durch einen Blick auf das Englische wird das offensichtlich: Das Suffix -er erfüllt dort die gleiche Funktion wie im Deutschen, ohne dass es männliche oder weibliche Varianten davon gibt, z.B. teacher - jemand, der unterrichtet, unabhängig vom Geschlecht!

In Wirklichkeit ist es umgekehrt und die deutsche Sprache macht eher Männer unsichtbar, da bei den meisten Formulierungen beide Geschlechter gemeint sind (die Rechte der Indianer) und es spezielle Formen für die Frauen gibt, aber keine solchen für die Männer. Wer z.B. fragt, wieviele Studentinnen an dieser Uni inskribiert sind, erhält die Anzahl der weiblichen Studenten, wer aber die entsprechende Anzahl an Männern wissen will, muss umständlich fragen wieviele männliche Studenten sind inskribiert, da Studenten alleine ja beide Geschlechter versteht. Ausschließlich von Männern zu sprechen ist umständlicher, also wo ist da die Benachteiligung der Frauen?

(Ab)arten des Genderns


Infolge der Ablehnung des generischen Maskulinums haben sich die Feministen (natürlich sind hier auch die Feministinnen gemeint) die verschiedensten Umgehungsversuche einfallen lassen:

  • „Binnen-I“:
    Ein Großbuchstabe im Inneren eines Wortes verstößt glatt gegen geltende Rechtschreibregeln, das scheint aber niemanden zu kümmern. Ein Problem ist, dass GeigerInnen in der gesprochenen Variante eine andere Aussage ist, nämlich eine Gruppe ausschließlich weiblicher Musiker und die als Ausweg vorgeschlagene Pause beim Sprechen (Glottisschlag, also Geiger-Innen) eine unzumutbare Konzentration beim Zuhörer voraussetzt und eine Ablenkung von Inhalt darstellt. Noch absurder wird es, wenn „der Arbeitsplatz des Tischlers“ genderkonform widergegeben werden soll – „der Arbeitsplatz des/der TischlerIn“? Und „der Bestellschein des/der LeserIn“ (aus einer Info der öst. Nationalbibliothek!), bei dem die Genitivendung „-s“ (des Lesers) einfach unterschlagen wird, ist eine vollkommene Beleidigung eines jeglichen Sprachgefühls.
    Aufgrund dessen sind viele Feministen schon wieder abgekommen vom Binnen-I.

  • Doppelnennung:
    Also statt „Der Arzt behandelt seine Patienten…“ „Der Arzt oder die Ärztin behandelt seine oder ihre Patienten oder Patientinnen…“, was Texte unnatürlich aufbläht und die Lesbarkeit (ohne Informationsgewinn) stark beeinträchtigt, vor allem bei ohnehin sperrigen Gesetzes- und anderen Texten.

  • Schrägstrich:
    z.B. "Diabetesberaterinnen/Diabetesberater" oder „Ein/e Gerichtsdolmetscher/in ist ein/e Dolmetscher/in, der/die…“, macht Texte sperrig, ist stilistisch unakzeptabel und grammatikalischer Unfug. Und kann nicht laut gesprochen werden. Eine „Hackebeilmethode“, die die Sprache metzelt! Die Einklammerung, z.B. Kolleg(inn)en ist auch nicht besser, da die Einklammerung erst recht einen Eindruck von Zweitrangigkeit vermittelt.

  • Substantivierte Partizipien:
    („Studierende“ statt Studenten), oft als Pluralform („Forschende“ statt Forscher, „Arbeitgebende“ statt Arbeitgeber). Damit geht oft unfreiwillig eine Bedeutungsänderung einher, denn ein Student macht auch mal was anderes als studieren (zum Beispiel demonstrieren, daher ist auch demonstrierende Studierende in sich unlogisch), selbst ein Mörder ist nicht ständig ein Mordender und ein Arbeiter ist ja auch etwas anderes als ein Arbeitender. Wer konsequent statt Verkäufer Verkaufende sagt und statt Köche Kochende, macht sich nur lächerlich. Wer statt Wähler Wahlberechtigte sagt, verkennt, dass das zwei unterschiedliche Gruppen sind, und Wählende trifft es genauso wenig. All diese Bedeutungsnuancen gehen verloren durch diese Art des Genderns.

  • Geschlechtsneutrales Umformulieren:
    Da alles bisherige unbrauchbar ist, ist der neueste Trend, einfach kreativ zu sein und neutralisierende Ausdrücke zu verwenden: Direktion statt Direktor, Beamtenschaft statt Beamter, studentische Mitarbeit statt Mitarbeit von Studenten, Passivformen (für die Bewerbung muss ein Antrag ausgefüllt werden statt „der Bewerber muss…“, Relativsätze (alle, die teilnehmen statt „alle Teilnehmer“) und anderes. Oft machen diese aber die Sprache ärmer oder es geht dabei Information verloren, da ein Präsidium ein oder (meist) mehrere Personen umfasst, der Präsident aber nur eine ist. Auf jeden Fall machen die Passivformen und Neutralisierungen die Sprache schnell unpersönlich und berauben sie ihres Charakters. Vergleiche mal „Jeder Arzt sollte sich um eine gute Beziehung zu seinen Patienten kümmern“ mit Aufgabe der Ärzteschaft ist eine gute Beziehung zu den ihr Anvertrauten. Was hilft übrigens die zweite, lahme Formulierung den Frauen?

Das Gendern führt zu vielen anderen Problemen und Logikfehlern, z.B. bei zusammengesetzten Wörtern wie Unfallursache war ein Pilotenfehler (Pilotinfehler?) oder Botendienst. Ist ein Botinnendienst wirklich das gleiche? Wenn es aus berufsfeministischer Schreibweise heisst Frau B. war heuer die beste Ingeneurin in unserer Abteilung, so ist das eine Abschwächung ihres Erfolges gegenüber dem eigentlich gemeinten Frau B. war heuer der beste Ingeneur in unserer Abteilung, denn erstere Formulierung bedeutet, dass sie nur unter den weiblichen Ingeneuren herausgeragt hat und dass es vermutlich andere männliche Ingeneure gab, die noch besser waren. Auch Wörter wie Musikerfamilie, Führerschein, Fußgängerübergang, Freundschaft - für uns alle vollkomen normale Wörter, von denen wir wissen, was gemeint ist - sind für die Radikalfeministen allesamt sexistisch und nur durch sprachverhunzende Formen ersetzbar. Wobei ja Studentinnenlokal da und dort zu lesen ist. Aber was ist mit Chefredakteur oder Arbeitervertreter, bei dem beide Teilworte zu gendern wären! Die Feministen werfen dem, der solche Beispiele bringt, oft vor, durch Verwenden von Extrembeispielen die an sich gute Idee ins Lächerliche ziehen zu wollen. Doch wer eine Forderung aufstellt, muss sie auch zu Ende denken. Der Vorwurf mangelnder Ernsthaftigkeit scheint bloß von einer argumentativen Schwäche abzulenken.

Seltsamerweise werden negative besetzte Wörter wesentlich seltener gegendert als andere. Wie oft hört man schon von Zuhälterinnen, Holocaut-Leugnerinnen, Alkoholikerinnen oder Strohfrauen und Hinterfrauen. Dass viele Ausdrücke nur Männern zugeschrieben werden und keine Genderisierung von Saufbold, Lümmel, Gauner, Trottel und Jammerlappen eingefordert wird, ist entlarvend, denn diese diskriminieren ja auch einseitig in diesem Fall das männliche Geschlecht.
Manche ungebildeten Feministinnen wollen allen Ernstes vertöchtern statt versöhnen verwenden, obwohl letzteres sich von Sühne herleitet und nichts mit Söhnen zu tun hat! Richtig sprachschädigend wird es bei der Bekämpfung von man und versuchter Ersetzung durch frau, was sprachlich völlig inakzeptabel wäre. Jedem auch nur halbwegs bei Verstand gebliebenen müßte klar sein, dass man und jemand Personen jedweden Geschlechts umfasst. Wie können Menschen, die das ablehnen auch nur ernstgenommen werden? Und dennoch empfiehlt die Wiener Stadtverwaltung, man solle statt Man wundert sich... lieber sagen Viele wundern sich..., was einfach eine andere Bedeutung hat. Tatsächlich kommt sowohl man als auch Mann von Mensch (engl. man).

Die deutsche Sprache verfügt über ein herausragendes Differenzierungsvermögen, das gepflegt gehört. Nur dadurch sind feine gedankliche Abstufungen möglich. In alle diesen obigen Beispielen treffen wir den richtigen Ausdruck und die richtige Endung (bei entsprechender Alphabetisierung) ganz spontan und zielsicher. Ob wir Masculinum oder Femininum verwenden ist keine weltanschauliche, sondern eine semantische Frage. Ein konsequentes Gendern würde (abgesehen von der ideologischen Umpolung unserer Nachkommen) unsere so reiche Sprache unwiderbringlich zerstören! Auch ist anzunehmen, dass eine zunehmende Verwendung von textaufblähenden Umschreibungen einen Umstieg auf kürzere Anglizismen noch beschleunigen wird.

Wehren wir uns dagegen!

Buchtipp:
Thomas Kubelik, „Genug gegendert!“, Projekte-Verlag, Halle 2013

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