Identitätskrise der Wissenschaft

Die Wissenschaft ist wohl die größte Errungenschaft der Menschheit. Aufklärung, Säkularisierung, die Gleichheit aller Menschen, moderne Gesellschaftsformen... alles weil der Apfel nunmal nicht weit vom Stamm und immer auf die selbe Weise fällt.
Mit all Ihrer Objektivität, Kausalität, Reproduzierbarkeit, Falsifizierung, mathematischen Beweisführung und so weiter, ist die Wissenschaft der Wahrheitsfindung verpflichtet und schützt uns vor Willkür und Idiotie. Aufrichtige Menschen identifizieren sich mit dieser positivsten aller Ideologien, der Ideologie der Wahrhaftigkeit. Soweit die Theorie.

Die Praxis wird dieser idealisierten Vorstellung leider oft nicht gerecht. Korruption und Inkompetenz haben sich tief in die wissenschaftliche Szene eingefressen. So wundert es nicht, dass ausgerechnet ein als "einer der meist zitierten" gelobter Wissenschaftler ironischerweise genau diese Metrik kritisiert und ihr in "Selbstzitate-Farmen" aktiv genutztes Missbrauchspotential beschreibt. An anderer Stelle werden Menschen als "gefährlich" eingestuft GERADE WEIL sie so hoch angesehen und erwiesenermaßen kompetent sind.

Wenn nun der gemeingefährliche Verschwörungstheoretiker die wissenschaftlichen Ergebnisse anzweifelt, auf die andere sich in ihrer Argumentation stützen, dann greift er damit nicht nur das Argument an. Er greift die Identität seines Gegenübers an. Wenn dann der Verschwörungstheoretiker auch noch selbst angesehener Wissenschaftler ist, dann brennen Sicherungen durch und es werden Forderungen laut, man solle doch eine Qualitätskontrolle für wissenschaftliche Kommunikation etablieren, um einzelnen das Wort zu verbieten bzw. es nur einzelnen zu erteilen. Wenn wir das tun, dann ist die Erde in der Tat eine Scheibe. Verstanden?

Die immer offensichtlicher werdende Fehlbarkeit der wissenschaftlichen Praxis, offenbart gleichzeitig die Arroganz ihrer radikalen Anhänger. Die Wissenschaft als Ideologie der Wahrhaftigkeit ist als solche sicherlich nicht anzuprangern, doch wer ein wahrhaftiger Wissenschaftler sein will, muss zunächst anerkennen, dass das Subjekt seiner Forschung in letzter Konsequenz immer der Mensch und seine Umwelt ist. Daher ist die wissenschaftliche Methodik und Rationalität auch nicht die aller oberste Kernkompetenz, die einen wahrhaftigen Wissenschaftler ausmacht. Nein. Es ist die Empathie. Denn ohne sie, kann Wissenschaft sehr gefährlich sein.

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