Libertarismus für die Youtube-Generation. #freiheitswoche

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„Well, I ain't gonna pay no tax no more,
it is my money I've been working for.
Get your hands outta my pocket now,
you're a crook, you know it anyhow,
so leave my house, or I'll take you to the door.
Well, I ain't gonna pay no tax no more.

And I ain't gonna send my kids to school no more.
Can't you see them suffer, how it makes them bored?
Well, you fight their personalities,
you hate diverse mentalities.
You wanna make them creep across the floor.
Well, I ain't gonna send my kids to school no more.“

Diese Zeilen stammen von Michael Kastner, dem Musiker und Betreiber von buchausgabe.de, und sind nur ein Teil des Liedes „No more“, das während des Abspanns von „20 Jahre eigentümlich frei Der Film“ (Link folgt unter dem Artikel) gespielt wird. Mit der musikalischen Begleitung durch Gitarre und Mundharmonika steht das Lied nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Klang her in der amerikanischen Tradition der Freiheitsliebe, und darf daher durchaus als ein kleines Stück libertäre Metapolitik gesehen werden.

In dem Versuch, zumindest einen Teil des Momentums, den die radikalliberale Szene jenseits des Teichs hat, auch nach Deutschland zu bringen, hatte ich bereits in den vergangenen Tagen zwei Artikel verfasst, die insbesondere jungen Menschen einen Blick auf das eröffnen sollten, was hierzulande in Schulen und Medien nur allzu oft totgeschwiegen wird: Die politische Weltsicht der individuellen Freiheit und der individuellen Verantwortung, den sogenannten Libertarismus.

Anders als bei den beiden Vorgängern sollen hier keine konkreten Fragen durch Youtube-Videos beantwortet, sondern stattdessen vier libertäre „Podcasts“ vorgestellt werden, die einen Einblick in die freiheitliche Gedankenwelt geben und alle möglichen Themen abdecken, beginnend bei der Ökonomie, dem Geldsystem und der Politik, bis hin zu Geschichte und Geopolitik. Den Anfang jedoch soll die Schulkritik markieren, die vielleicht nirgendwo so eloquent formuliert und so detailliert ausgearbeitet wird wie bei dem „School Sucks Project“.

School Sucks Project

Brett Veinotte, der Gründer des „School Sucks Project“ (SSP), ist 40 Jahre alt, lebt in New Hampshire, und hat es sich zum Ziel gemacht, Menschen jeden Alters die Mittel in die Hand zu geben, die es braucht, um sich selbstständig einen Pfad im Leben bahnen zu können. Die Mission von SSP fasst er folgendermaßen zusammen: „'School Sucks' ist vielleicht die genaueste und cleverste Zusammenfassung des (Schul-)Systems, die ich je gehört habe. Der aus 15.000 Stunden bestehende Prozess der Zwangsbeschulung hat einen dramatischen Effekt auf das Innere eines Kindes. Wenn wir diese Institutionen das erste mal im Alter von sechs Jahren betreten, bestehen viele unserer besten persönlichen Eigenschaften bereits. Wir sind neugierig, erfinderisch, einzigartig, kreativ und hoffnungsvoll in einer Art, die wir während des Rests unseres Lebens nur selten in der Lage sein werden zu kopieren. Mit der Zeit saugt die Schule aus vielen von uns diese essentiellen Eigenschaften heraus.. und ersetzt sie durch Berechenbarkeit, Gehorsam und Apathie.“

Um diese Charakterzüge wieder aus seinen Zuhörern herauszukitzeln, deckt er ein breites Themenspektrum ab: Die Grundlagen kritischen Denkens, erfolgreiche Kommunikation (insbesondere auch die von Marshall Rosenberg entwickelte gewaltfreie Kommunikation), das Zusammenspiel von Philosophie und Geschichte, Psychologie und nicht zuletzt wirtschaftliche Unabhängigkeit. Die Podcast-Episoden, die ich persönlich empfehlen kann, sind die „The American Way“-Reihe, in der Veinotte das Zustandekommen einer Diktatur am Beispiel von Deutschland analysiert und mit dem heutigen Amerika vergleicht, sowie die vier Episoden unter dem Titel „How The Truth Becomes Illegal“ („Wie die Wahrheit illegal wird“), welche einen Blick darauf werfen, wie in Amerikas Vergangenheit immer wieder Krisensituationen von Politik und „Big Business“ genutzt wurden, um die Freiheitsrechte der amerikanischen Bevölkerung zu beschneiden.

The Tom Woods Show

Der nächste Podcaster ist Thomas E. Woods und dürfte mit seiner Arbeit vor allem für die Leser (oder in seinem Fall: Zuhörer) interessant sein, die sich eher dem kulturkonservativen Spektrum zuordnen. Woods ist Libertärer, gläubiger Katholik sowie Absolvent von Harvard und Columbia, jedoch gleichzeitig ein Akademie-Aussteiger. Er ist der Autor von 12 Büchern, darunter „The Politically Incorrect Guide to American History“ („Der politisch-inkorrekte Leitfaden zur amerikanischen Geschichte“), „The Church and the Market: A Catholic Defense of the Free Economy“ („Die Kirche und der Markt: Eine katholische Verteidigung der freien Wirtschaft“) und „Meltdown: A Free-Market Look at Why the Stock Market Collapsed, the Economy Tanked, and Government Bailouts Will Make Things Worse“ (Kernschmelze: Eine marktliberale Sicht auf die Fragen, warum der Aktienmarkt kollabierte, die Wirtschaft einstürzte, und warum Staatsinterventionen alles noch schlimmer machen werden“), hat am „Ron Paul Homeschool“-Programm mitgearbeitet und ist nun Vollzeit damit beschäftigt, seinen Podcast zu betreiben und sich für die besseren Ideen einzusetzen.

Wie es angesichts seiner Vita kaum überraschen kann, nimmt auch er sich nahezu allen Themen an, die das libertäre Universum so zu bieten hat. Er redet über das ungedeckte Papiergeldsystem (Episoden 477 & 518), Ökonomie (Ep. 454, 464 & 964), linke Denkfehler (Ep. 461 & 735), linke Menschheitsverbrechen (Ep. 399 & 451), die Kompatibilität von Libertarismus und Christentum (Ep. 662) und vieles, vieles mehr.

The Dangerous History Podcast

Nachdem also auf zwei Größen der amerikanischen Freiheitsbewegung, Veinotte und Woods, verwiesen wurde, kommt nun ein Herr an die Reihe, der vielen Liberalen und Libertären noch unbekannt sein dürfte: Er benutzt das Pseudonym „CJ“ und betreibt einen Podcast, der einmal in der Woche erscheint und in dem er sich von einem libertär-revisionistischen Standpunkt aus der herkömmlichen Geschichtsschreibung annimmt. Innerhalb dieses thematischen Korridors wird der amerikanische Bürgerkrieg ebenso abgedeckt wie die Epoche der Sklaverei, Bücher und Filme, die für Freiheitsfreunde interessant sind, werden besprochen und auch Interviews gehören zum Repertoire. So sprach „CJ“ in seinen knapp 160 Episoden beispielsweise mit dem libertären Radiosprecher Scott Horton und dem Autor des Buches „Die CIA und das Heroin“, Alfred McCoy. Mein persönlicher Favourit war die Episode 54: „Three Leftist Historians Every Libertarian Should Read“ („Drei linke Historiker, die jeder Libertäre lesen sollte“).

The Corbett Report

Kommen wir abschließend zu James Corbett, dem aus Kanada stammenden und in Japan lebenden Blogger und Podcaster. Wenngleich auch er die klassischen libertären Themen behandelt, sind seine Steckenpferde zum einen die Geopolitik mitsamt ihres historischen Kontexts, zum anderen die Frage, wie sich Widerstand gegen die immerzu fortschreitende politische Zentralisierung in unserer Welt organisieren lässt. Dabei muss man ihm zugute halten, dass er sich politischen Grabenkämpfen rigoros verweigert, was dazu führt, dass Sozialisten ihm genauso gut folgen können (und sollten) wie Anhänger der Neuen Rechten. Seine nüchterne Herangehensweise kann uns zweifellos als Beispiel dafür dienen, wie man auch in einer Zeit der totalen Politisierung über ideologische Trennlinien hinweg respektvoll und konstruktiv miteinander kommunizieren kann.

Gute Videos vom ihm empfehlen zu wollen, ist ein wenig so, als wollte man Heu im Heuhaufen suchen: Es ist schlicht alles, was er produziert, von einer hohen Qualität und lässt sich ohne Bedenken an Freunde weiterreichen. Immer wieder filmt er kurze Videos, in denen er es schafft, komplizierte Zusammenhänge leicht verständlich zusammenzufassen (Eines davon wäre: „Economics in One Image“; dt: „Wirtschaft in einem Bild“) und seinen Zuschauern die Literaturverweise an die Hand zu geben, ohne die eine freiheitliche Deprogrammierung einfach nicht möglich ist. Auch finden sich auf seinem Kanal erstklassige Videos und Erläuterungen zum menschengemachten Klimawandel, mit denen man zweifelnden Freunden in wenigen Minuten die Augen öffnen kann. Darüber hinaus bemüht er sich stets darum, nicht nur Probleme zu benennen, sondern auch praktikable Lösungsansätze mitzuliefern – so zum Beispiel bei der Vermeidung von Google-Diensten und der Hinwendung zu Plattformen, welche die Privatsphäre ihrer Nutzer stärker achten als der Silicon Valley-Gigant (siehe dazu: „The Social Media Exodus Has Begun“; dt: „Der Exodus der sozialen Medien hat begonnen“). All das macht ihn zum „Allrounder“ der Podcaster, dem man es dann auch einmal verzeihen kann, wenn man die eine oder andere seiner Positionen nicht teilt.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es unter den Lesern noch solche gibt, denen selbst das nicht ausreicht, möchte ich an dieser Stelle noch das recht neue Programm von dem Comedian Dave Smith nennen, welches den zur Politik so passenden Titel „Part of the Problem“ („Teil des Problems“) trägt und sich insofern von den anderen Podcasts unterscheidet, als es Themen wie die Österreichische Theorie des Konjunkturzyklus mit Humor zu vermitteln versucht.

(Wenn man einmal darüber nachdenkt, ist die Idee gar nicht so schlecht)

20 Jahre eigentümlich frei (ef-TV) – Der Film
https://ef-magazin.de/2018/04/08/12565-ef-tv-20-jahre-eigentuemlich-frei

Die Basis freiheitlichen Denkens – Libertarismus für die Youtube-Generation, Teil 1
https://steemit.com/liberal/@menckensgeist/libertarismus-fuer-die-youtube-generation

Die Basis freiheitlichen Denkens – Libertarismus für die Youtube-Generation, Teil 2
https://steemit.com/deutsch/@menckensgeist/2pkxcv-libertarismus-fuer-die-youtube-generation

School Sucks Project - Podcast
http://schoolsucksproject.com/category/podcast/

The Tom Woods Show – Podcast
https://tomwoods.com/podcasts/

The Dangerous History Podcast
http://profcj.org/list-episodes/

The Corbett Report – Podcast
https://www.corbettreport.com/category/podcasts/

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