Freiheit ist kein Bauchgefühl - Rückblick auf die #freiheitswoche

analysis-blackboard-board-355952.jpg

Liebe Steemianer,

Es ist nun gut eine eine Woche her, dass @kadna die #freiheitswoche ausgerufen hat.. und viel wurde über diesen Begriff geschrieben.

Was mir jedoch zu oft gefehlt hat, ist das "Big Picture".

Und das ist zwingend auch immer politisch.

Freiheit - Das wurde von dem großen liberalen Denker Friedrich August von Hayek einmal so definiert:

Unbenjannt.png

Eine andere Begriffsdeutung, die sich mehr mit der Institution des Staates befasst, ist die von dem österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises:

“Der Staatsapparat ist ein Zwangs- und Unterdrückungsapparat. Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antriebe verhalten würden.”

Muss man also als ein Freund der Freiheit gleichzeitig ein Feind des Staates sein? Das scheint es ja zu sein, was diese Zitate nahelegen..

Ich verstehe durchaus, dass man - 50 Jahre nach 1968 und dem linken "Marsch durch die Institutionen" (Antonio Gramsci) - Probleme mit dieser These hat. Warum sollte man denn den Staat ins Fadenkreuz nehmen? Ist er es nicht, der uns im Zweifel vor Armut beschützt, vor Ungleichheit und Gewalt?

Sofern man die mentale Zwangsjacke der staatlichen Erziehung noch nicht abgelegt hat, mag man tatsächlich anmerken, dass eine hier geforderte Laissez-faire-Politik doch sicher zur Verarmung der unteren Schichten führen würde, zu unsäglichen Arbeitsbedingungen und einer nicht planbaren Zukunft für die Arbeiter.

Dieses Missverständnis hat zwei Gründe. Zum einen werden uns in der Schule Bücher wie die von Henry Hazlitt vorenthalten. Dessen Ausführungen zum Thema der Ökonomie, die zum Beispiel in „Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft“ zu finden sind, sind so klar, so intuitiv, dass sie jeder Mittelstufeschüler ohne Probleme würde verstehen können.

Der andere Grund ist, dass uns das ungedeckte Papiergeldsystem nicht erklärt wird. Viele Anhänger der Gedanken von Mises und Hayek würden argumentieren, dass genau dieses die Wurzel vieler unserer heutigen gesellschaftlichen Probleme darstellt. Betrachtet man nun die Ungleichheit bezüglich Einkommen und Vermögen, die Macht der Finanzindustrie, die Boom-Bust-Zyklen, die sogenannten „Finanzkrisen“ oder Themen wie die Altersarmut – sie sind allesamt untrennbar mit unserem Fiat-Geldsystem verbunden.

Ohne Ökonomie ist alles nichts

Um euch zu zeigen, dass es sich auch ohne staatliches Falschgeld ganz gut lebt, möchte ich an dieser Stelle gerne auf Stefan Zweig verweisen, der das liberale Europa vor dem ersten Weltkrieg in seinem Buches "Die Welt von gestern" so beschreibt: „Wenn ich versuche, für die Zeit vor dem Ersten Weltkriege, in der ich aufgewachsen bin, eine handliche Formel zu finden, so hoffe ich am prägnantesten zu sein, wenn ich sage: Es war das goldene Zeitalter der Sicherheit.“ – „Unsere Währung, die Österreichische Krone, lief in blanken Goldstücken um und verbürgte damit ihre Unwandelbarkeit.“ – „Dieses Gefühl der Sicherheit war der erstrebenswerteste Besitz von Millionen, das gemeinsame Lebensideal. Nur mit dieser Sicherheit galt das Leben als lebenswert, und immer weitere Kreise begehrten ihren Teil an diesem kostbaren Gut. Erst waren es nur die Besitzenden, die sich dieses Vorzugs erfreuten, allmählich aber drängten die breiten Massen heran.“

Besonders achten solltet ihr auf den zweiten Satz. Stefan Zweig war kein Ökonom, und doch kommt er auf diesen Seiten immer wieder auf die Stabilität des Geldes zu sprechen. Nun kann man sich dies heute kaum noch vorstellen, aber in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war es tatsächlich so, dass das Preisniveau über die Jahre hinweg stabil war. Der damalige Goldstandard setzte dem Geldmengenwachstum enge Grenzen, was in der Kombination mit Effizienzgewinnen in der Industrie und einer höheren Produktion zu gleichbleibenden oder gar leicht fallenden Preisen führte. In einer solchen Welt reichen selbst kleine Gehaltszuwächse, um Jahr für Jahr ein wenig wohlhabender zu werden.

Ich führe das an dieser Stelle so detailliert aus, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich Freiheit nur verteidigen lässt, wenn wir als Gesellschaft einen neuen, klaren Blick auf diese Zusammenhänge werfen und erkennen, dass vieles von dem, was uns in der Schule beigebracht wurde, weniger der Wahrheit diente und mehr der Sicherung eines Systems, das uns seit Jahrzehnten, Stück für Stück, eben jene Freiheit nimmt.

Ich empfehle in dieser Hinsicht oft "Economics in One Lesson" von Henry Hazlitt (der dt. Titel lautet, wie oben bereits genannt: "Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft") und bzgl. des Geldsystems "Warum Andere auf Ihre Kosten immer reicher werden" von Philipp Bagus und Andreas Marquart.

Sollte euch der Gedanke, in eurer Freizeit Bücher über Ökonomie zu lesen, nicht allzu sehr reizen, habe ich noch eine Alternative parat ;)

The Peace Revolution Podcast - Liberty & Economics

https://tragedyandhope.com/peace-revolution-093/

Darin werden verschiedene Soundbites zusammengefasst, sodass bspw. die ökonomischen Ansichten eines Bernie Sanders auf die des libertären Ron Paul stoßen. Für welche Seite ihr euch entscheidet, das entscheidet ihr. Ich denke, dass es in erster Linie darauf ankommt, sich unvoreingenommen den Argumenten anzunähern..

..und lasst euch von der Länge des Podcasts nicht abschrecken ;). Wie der Produzent Richard Grove in der Einleitung sagt: Hört euch das Ganze in dem Tempo an, das euch genehm ist.. =)

Liebe (liberale) Grüße,

Euer @menckensgeist

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
16 Comments
Ecency