Das "New Normal" und die 8 weltlichen Dharmas - The "new normal" and the 8 worldly dharmas DE/EN

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(Bild von Gedankenwelt.de)

Deutsch

Was ist der Mensch, und liefert die Antwort den SINN des Daseins, oder sind wir nur ein Schluckauf der Evolution, der nach ein paar Sekunden Luft anhalten aufhört? Die direkte Antwort auf diese Frage scheint nicht befriedigend beantwortet werden zu können, sondern nur durch eine indirekte Herangehensweise von so vielen Seiten wie möglich versucht werden. Zumindest schaffe ich es nicht diese Frage anders zu bewältigen.

So liegt vor mir auf dem Tisch ein Buch des Lamas Zopa Rinpoche „Wie man Dharma praktiziert“1. Ein Kapitel stach mir dabei ins Auge, da es einen interessanten Kniff hatte: „Die 8 weltlichen Dharmas“2 (S. 43 ff). Dem Format eines Blogs geschuldet umreiße ich das Thema gestrafft.

Hier erst einmal die 8 weltlichen Dharmas:

  1. Verlangen nach materiellem Besitz
  2. Verlangen, vom Verlust an materiellem Besitz frei zu sein
  3. Verlangen nach Glück und Annehmlichkeit
  4. Verlangen, von Unglück und Beschwerlichkeiten frei zu sein
  5. Verlangen nach gutem Ansehen
  6. Verlangen, von schlechtem Ruf frei zu sein
  7. Verlangen nach Lob
  8. Verlangen, von Kritik verschont zu bleiben

Man könnte diese zusammenfassen als die Gegensatzpaare von Gewinn-Verlust, Glück-Unglück, Ruhm-schlechter Ruf, Lob-Kritik. Oder ganz kurz gefasst: Verlangen und Verlust. Allen gemeinsam ist die Klammer des Weltlichen.

Als physische Wesen leben wir nun mal unter Umständen, die eine gewisse Auseinandersetzung mit physischen Realitäten erfordern. Wir brauchen ein Dach überm Kopf, Kleidung, Essen, Werkzeug, etc.. Da wir auch noch soziale Wesen sind brauchen wir Familie, Freunde, Liebe und Gemeinschaft. Uns allen inhärent ist der Drang nach einer Welterklärung. Der eine treibt Wissenschaft, der andere meditiert und noch ein anderer richtet sich ein überschaubares Reich ein um mit dem Alltag und seinen Herausforderungen klarzukommen. Gemeinsam ist uns allen, daß wir in der Klammer des Weltlichen leben und uns versuchen einen Reim darauf zu machen.

Über die Jahrtausende fanden sich immer wieder Gesellschaftsformen, die all diese Komponenten einem Regelwerk unterworfen haben. Die einen untermauerten ihren Status und dienten dem Gegensatzpaar Verlangen-Verlust und das Bedürfnis durch Besitz frei von Leid zu sein, die anderen suchten aber gerade die Befreiung von diesen Kräften der Anhaftung. Also das Streben nach Freiheit, jedoch in entgegengesetzter Richtung. In unserem Hier und Jetzt testet man gerade das aus sozialistischem Geist inspirierte „New Normal“ und „Build Back Better“. Ein Kapitel aus der transhumanistischen Genesiserzählung. Auf Platinen gebrannte Realität, die einen optimierten Menschen erträumt um eine Endlösung zu formulieren. Das ist die Spitze eines sich selbst entlarvenden Materialismus.

Eine Losung des WEF ist „Sie werden nichts besitzen, und sie werden glücklich sein“. Als ich diese Zeile das erste Mal las dachte ich sofort: „Das ist eine Verballhornung eines buddhistischen Prinzips“. Denn wenn wir die 8 weltlichen Dharmas uns vorhalten, dann ist die Kernaussage diese: Klammere dich nicht fest am Weltlichen – erforsche das Weltliche um deine Anhaftungen zu entdecken – befreie deinen Geist durch den Geist. Die WEF verkehrt die Befreiung von weltlichem Besitz (ergo Anhaftung), und weltlichem Glück, und zerrt es hinunter ins Materielle. Sie nagelt mit daumendicken Eisennägeln den Menschen an die Erde, indem sie den Menschen als nichts anderes als eine beliebige Verfügungsmasse deutet, die wie eine Fabrik, oder ein Code, gestrafft und auf Optimum eingestellt funktionieren muß. Wir sind aber keine Maschinen. Jeder erlebt mehr als nur Hunger, Sattheit, Hitze oder Kälte, Input/Output, 1/0. Ob man nun an einen Geist und eine Seele glaubt, oder nur an Impulse, die durch unsere Nervenbahnen zucken – wir alle erleben Glück und Unglück, Liebe oder ein gebrochenes Herz. Diese unsere Innenwelt ist eine Realität, die man nicht wegrationierten kann. Sie wird nicht quantitativ ausgeglichen, wenn wir das materielle Leben aller Menschen auf Gleichheit trimmen, wie es sich Sozialisten gerne erträumen. Auch der Glaube das Gedanken und Gefühle nur Nervenimpulse sind bieten nur eine blutleere Hypothese, da sie nichts über Gedanke und Gefühl an sich aussagen.

Wo stehen wir also als Mensch? Wissen wir genug über uns um eine Entscheidung fällen zu können? Sind wir freie Wesen, oder durch die Materie determiniert? Gibt es eine Lösung?

Ich habe keine gute Antwort. Ich glaube aber, daß eine Lösung ein langer evolutionärer Prozeß ist – ein Bewußtwerdungsprozeß – der nicht aufoktroyiert werden kann. Nimmt man die ersten zwei Punkte des weltlichen Dharmas als Beispiel, könnte man sagen; richte deinen Geist aufs Geistige aus und trenne die Fäden, die dein Gemüt an das Vergängliche fesseln. Oder für die, die nicht an Geist und Seele glauben; lerne bewußt zu verzichten. Erziehe dich dazu aus deiner eigenen moralischen Phantasie heraus dich dort zu zügeln, wo es dir und anderen gut tut. Alles andere folgt auf dem Fuß.

Natürlich ist hiermit die Eingangsfrage nicht beantwortet: Was ist der Mensch. Aber ich glaube eines erkennen zu können: Den Menschen gemeinsam ist immer wieder das Streben, welches in der Geschichte der Menschheit oft bekämpft, unterdrückt und ausgemerzt werden sollte, aber immer ohne Erfolg: nämlich das Streben nach Freiheit. Die einen streben im Geiste, die anderen auf der Erde.

Wieso?


1 – Dharma hat unterschiedliche Bedeutungen, aber ist in der Regel verstanden als Gesetz, Regel, Ethik. Es sind Anweisungen und philosophische Richtlinien, die im Alltag des Praktizierenden zu berücksichtigen und umzusetzen sind. Für eine akademischere Erklärung siehe Wikipedia

2 – Lama Zopa Rinpoche „Wie man Dharma praktiziert“ kostenlos erhältlich hier



English

What is man, and does the answer provide the SENSE of existence, or are we just a hiccup of evolution that stops after a few seconds of holding our breath? It seems that the direct answer to this question cannot be answered satisfactorily, but can only be attempted by an indirect approach from as many sides as possible. At least I can’t manage to deal with this question in any other way.

So in front of me on the table is a book by Lama Zopa Rinpoche "How to practice Dharma "1. One chapter caught my eye because it had an interesting twist: "The 8 worldly Dharmas"2. Due to the format of a blog, I will outline the topic in a streamlined way.

First of all, here are the 8 worldly dharmas:

  1. desire for material possessions
  2. desire to be free from loss of material possessions
  3. desire for happiness and comfort
  4. desire to be free from unhappiness and troubles
  5. desire for good reputation
  6. desire to be free from bad reputation
  7. desire for praise
  8. desire to be free from criticism.

These could be summarized as the pairs of opposites of gain-loss, happiness-unhappiness, fame-bad reputation, praise-criticism. Or very briefly: Desire and Loss. Common to all of them is the bracket of the worldly existence.

As physical beings, we live in circumstances that require some engagement with physical realities. We need a roof over our heads, clothes, food, tools, etc.... As we are also social beings we need family, friends, love and community. Inherent in all of us is the urge for an explanation of the world. One person does science, another meditates, and still another sets up a manageable realm to deal with everyday life and its challenges. Common to all of us is that we live in the bracket of the worldly and try to make sense of it.

Over the millennia, there have always been forms of society that have subjected all these components to a set of rules. The one underpinned their status and served the pair of opposites desire-loss and the need to be free from suffering through possession, but the other sought precisely the liberation from these forces of attachment. So the striving for freedom, but in the opposite direction. In our here and now we are testing the "New Normal" and "Build Back Better" inspired from socialist spirit. A chapter from the transhumanist genesis narrative. Reality burned on circuit boards dreaming up an optimized human to formulate a final solution. This is the pinnacle of a self-disclosing materialism.

One slogan of the WEF is „You will own nothing, and you will be happy." When I first read this line I immediately thought, "This is a mocking of a Buddhist principle." Because when we hold the 8 worldly dharmas up to us, the core message is this: Don't cling to the worldly - explore the worldly to discover your attachments - liberate your spirit through the spirit. The WEF perverts liberation from worldly possessions (ergo attachment), and worldly happiness, and drags it down into the material. It nails man to the earth with iron nails as thick as a thumb, interpreting man as nothing more than an arbitrary mass of disposal, which must function like a factory, or a code, streamlined and set to optimum. But we are not machines. Everyone experiences more than hunger, fullness, heat or cold, input/output, 1/0. Whether one believes in a spirit and a soul, or just impulses twitching through our neural pathways, we all experience happiness and unhappiness, love or a broken heart. This inner world of ours is a reality that cannot be rationalized away. It will not be quantitatively balanced if we trim the material lives of all people to equality, as socialists like to dream. Also the belief that thoughts and feelings are only nerve impulses offer only an anemic hypothesis, because they say nothing about thought and feeling in itself.

So where do we stand as human beings? Do we know enough about ourselves to be able to make a decision? Are we free beings, or determined by matter? Is there a solution?

I don't have a good answer. But I believe that a solution is a long evolutionary process - a process of becoming conscious to our humanity - that cannot be imposed. Taking the first two points of worldly dharma as an example, one could say; align your mind with the spiritual and sever the threads that bind your mind to the impermanent. Or for those who do not believe in spirit and soul; learn to renounce consciously. Educate yourself to restrain yourself using your own moral imagination where it is good for you and others. Everything else follows on the foot.

Of course, this does not answer the initial question: What is man. But I believe to be able to recognize one thing: Common to mankind is always the striving, which in the history of mankind often was fought, suppressed and eradicated, but always without success: namely the striving for freedom. Some strive in the spirit, others on earth.

Why?


1 - Dharma has different meanings, but is usually understood as law, rule, ethics. They are instructions and philosophical guidelines to be considered and implemented in the daily life of the practitioner. For a more academic explanation see Wikipedia

2 – Lama Zopa Rinpoche „How to practice Dharma“ can be downloaded for a donation here

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