Berechnung des in meinen Augen "fairen" Bitcoinpreises

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Liebe Freunde und Freundinnen der gepflegten Kryptomitternachtslektüre (ich wurde leider im deutschen Steemit-Chat aufgehalten),


heute möchte ich euch etwas Rares präsentieren und zwar ein Stück authentischen Content. Ich hab zwar erst überlegt in der Schafherde unterzutauchen und als kuhartiger Wiederkäuer Greenpeace-recycelte Inhalte von "Gurus" blind zu kopieren und als bahnbrechende News zu verkaufen, wie es die breite Masse hier macht und damit einen massenhaften "Reward-Pool-Rape" verursacht, der sein Pendant lediglich in der Kölner Silvesternacht 15/16 findet, aber es war doch noch ein Teil meines Rückgrades vorhanden, mit dem ich grad noch aufrecht genug sitzen kann, um diesen Text hier zu tippen (Die komplexe Verschachtelung dieses Satze haut selbst mich gerade vom Hocker!)

Man möge mich zwar für verrückt halten, weil ich mit einem Bild einer Kartoffel dasselbe Geld verdienen könnte, wenn ich den richtigen Menschen hier nur tief genug in den Po krieche, um ihnen dabei wohlig die Prostata zu massieren, aber wie dem auch sei. Selbst ein moralisch-flexibles Individuum wie ich besitzt seine Prinzipien (richtig gehört!)




Nach dieser kurzen Schimpftirade nun zum eigentlichen Thema:

Es war Weihnachten, die Zeit des Fressmarathons, wegen dem man sich am besten eine Hose drei Nummern größer gewünscht hätte...

Es ist auch die Zeit der lockeren Geld-Geschenke (mein Beileid, falls ihr die Person gewesen seid, die es verschenkt und nicht erhalten hat). Der naive Investor konnte also mit Omi's Zuschuss jungfräulich in den Kryptomarkt einsteigen und sich seine ersten 0.00000001 Bitcoin kaufen, nur um kurze Zeit darauf festzustellen, dass der Markt bzw. der Preis einbricht. Vom Gefühl betroffen zu sein das "hart verdiente" Geld direkt im Klo hinunter gespült zu haben, möchte ich euch an dieser Stelle beruhigen. Immerhin habt ihr es nicht in Alkohol investiert und zusätzlich eurer Gesundheit geschadet!

War es dennoch richtig zu diesem Zeitpunkt zu investieren? Experten überschlagen sich mit Spekulationen von zukünftigen Preiszielen, aber ich möchte das ganze Mal aus einer anderen Perspektive beleuchten. Ich möchte erklären, wo in meinen Augen, durch ein paar simple Annahmen und Heuristiken, ein fairer Einstiegspreis liegt. Diesen möchte ich an Hand des eigentlichen inhärenten Wertes von Bitcoin bestimmen, dem Strom, der dafür aufgebracht wird, um diese durch Mining zu erzeugen. Leider ist ein Markt von Emotionen bestimmt und Gier und Angst hängen wie ein Damoklesschwert über allen Anlegern und führen zu allgemeiner Verunsicherung, beziehungsweise Übertreibungen. Jedoch besitzt eine Bitcoin rational betrachtet einen konkreten Wert und diesen möchte ich nun bestimmen.




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Ihr habt die höchst seriöse und objektive Einleitung überstanden und deswegen folgen nun ein paar nackte (Kopfkino an!) und rohe Zahlen. Wem Mathe schon als Kind zu viel war, der kann auch zur Zusammenfassung am Ende springen, aber verpasst dabei die atemberaubende und umwerfende Schönheit der Königin der Strukturwissenschaften.

Schmutzige Zahlenspielereien:

Es gibt hier viele Möglichkeiten das Ganze zu approximieren und ich möchte sehr vereinfachte Annahmen machen, die das Ergebnis am Ende nur schätzen, ohne auf eine entsprechende Korrektheit zu pochen.

Theoretisch kann man dabei jeden Input durch Variablen ersetzen und mit einem kleinen Script alle 2016 Bitcoin-Blöcke den fairen Bitcoinpreis errechnen. Leider kenne ich in meinen Leben keinen Nerd, der dazu Lust hat :D

Ansatz 1: Gesamter Stromverbrauch pro Tag im Bitcoin-Netzwerk

Als Quelle muss man hinnehmen, was man bekommen kann. Deswegen habe ich mich hier für diese Seite entschieden. Leider werden die Annahmen von dort durch diesen Artikel bereits kritisiert und zwar in einer Fehlberechnungen in Höhe von ~200% bis 250%.

Angeblich werden aktuell täglich 100.839.891 kWh (0.1 TWh) Strom für die Produktion von Bitcoin benötigt.
Alle 10 Minuten entsteht dabei ein Block, der sowohl 12.5 Bitcoins ausschüttet (Blockreward), als auch Transaktionsgebühren beinhaltet. Die Höhe der Belohnung aus den Transaktionsgebühren pro Tag kann man z.B. hier sehen und in dieser Grafik ist die Kombination aus Blockrewards + Transaktionsgebühren für Miner in Form von US Dollar pro Tag.

Im vergangenen Tag beträgt die Höhe der Bitcoin, die Miner durch Transaktionsgebühren zusätzlich verdient haben also 786 BTC.

Let the magic happen:

100.000.000 kWh pro Tag bedeutet für die Berechnung eines Blockes: (100.000.000 / 24) / 6 = 694.444 ~ 690.000 kWh

Zusätzliche Bitcoin durch Transaktionen pro Block: (786 / 24) / 6 = 5,45 BTC pro Block. Hierzu kommen die 12,5 BTC Blockreward (nächste Halbierung des Blockrewards finden voraussichtlich am 8.6.2020 statt, dann gibt es nur noch 6,25 BTC.

Nehmen wir an, dass laut dieser Seite die industriellen Stromkosten in China ca. 4,8 Cent pro kWh sind (in Wirklichkeit werden diese Kosten wahrscheinlich deutlich geringer für Bitcoinminer ausfallen).

Damit betragen die Kosten pro 10 Minuten Stromverbrauch: 4,8 Cent * 690.000 = 33.120$
Erinnerung, als Belohnung erhält man dafür aktuell ca. 5,45 + 12,5 BTC = 17,95 BTC

Dies bedeutet also, dass der Preis pro erzeugter Bitcoin bei 33.120$ / 17,95 liegt -> 1845 ~ 1850$

Jedoch ist das Mining (halbwegs) dezentralisiert. Es erinnert ein bisschen an das Steem "delegated Proof of Stake"-Konzept, wobei man hier durch die Hashpower den Witness (= Miningpool) votet.

Hier kurz die aktuelle Verteilung der Miningpools:

Miningpool.PNG

Es gibt also 5 nennenswerte Pools und den Rest. Zur Vereinfachung nehmen wir an, dass es 6 Entitäten sind, die in etwa einen Anteil von 16,6% der Hashingpower besitzen. Das bedeutet also, dass der Pool nur eine Chance von 16,6% besitzt, um die an diese 17,95 BTC alle 10 Minuten zu kommen.

Also wird der Strom in 5 von 6 Fällen durchschnittlich ohne Belohnung von einem Miner verbraten. Dies bedeutet somit stündliche Stromkosten von 33120 $ * 6 = 198720$. In diesem Modell werden allerdings auch die Stromkosten wieder an die Miningpools aufgeteilt, weswegen jeder Pool am Ende doch nur 33120$ pro Stunde investieren muss.

Somit bleiben für den Miner also immer noch Stromkosten in Höhe von 1850$ pro Bitcoin. Allerdings hat er eine Gewinnmarge in Höhe von aktuell 13.000$ (jetziger BTC-Preis) - 1850$ = 11.150$ und das mal 17,95 = ~200.000$

Das bedeutet also ein enormes Sicherheitspolster! Natürlich muss man hier noch die Kosten für Wartung der Geräte und Miete für die Standorte der Miner + Personalkosten mit einberechnen, aber es öffnet dennoch die Augen für die Dimension.




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Ansatz 2: Berechnung der Kosten anhand der Hashingpower

Hier ist eine Abschätzung der täglichen Hashpower im Bitcoin-Netzwerk ersichtlich. Aktuell beträgt diese 15.300.000 TH/s. In diesem liebevollen Beitrag befindet sich eine detaillierte Berechnung für den aktuellen S9 Antminer (der am weitesten verbreite ASIC-Miner). Man muss jedoch bedenken, dass nächstes Jahr wahrscheinlich sowohl ein performanterer S11 Antminer auf dem Markt erscheinen wird, als auch ein Konkurrenzprodukt, der Dragonmintminer, der mit bis zu 30% weniger Stromverbrauch dieselben Hashraten erzielen kann.

Summa Summarum würde man hier mit den aktuellen Zahlen und einem Strompreis von ca. 4,8 Cent pro kWh in China auf ~1.100$ Kosten pro geminter Bitcoin kommen. Den Rechenweg erspare ich mir, da er in dem Artikel fein säuberlich aufgeschrieben ist und nur durch die aktuellen Größen der Hashingpower des Netzwerkes ersetzt werden muss und gegebenenfalls durch andere Hardwarespezifikationen.




Fazit:

Nach vielen Annahmen und Berechnungen ergibt sich ein fairer Bitcoinpreis bei etwa 1.850$. Dieser Wert steckt wirklich physisch hinter einer Bitcoin. Möchte man noch Infrastruktur und weitere laufende Kosten für Erzeugung mit einkalkulieren, dann erhält man nach primitiven Abschätzungen einen Wert von 2.000 - 2.500$.

Mir ist klar, dass Menschen bereit sind ein Premium für eine Bitcoin zu bezahlen, um die Eigenschaften des dezentralen, unzensierbaren und unveränderlichen Protokolls auszunutzen. Sei es als Spekulationsobjekt, für einen grenzüberschreitenden Geldtransfer, um Überweisungsgebühren (Remittances) von Banken zu sparen (leider sind die Transaktionskosten dafür fast schon zu hoch), oder als nicht konfiszierbarer "Wertespeicher", der nicht mit dem Rest des Weltmarktes korreliert.

Da der Preis aktuell bei 13.000$ liegt bin ich absolut der Meinung, dass wir uns in einer euphorischen Manie befinden. Erst wenn die Kosten und die Infrastruktur des Netzwerkes nachziehen, werde ich diese Meinung ändern. Der derzeitige Spread zwischen Erzeugungskosten und Preisspekulation sind zu divergent, um mir ein gutes Gefühl zu vermitteln.

Diese Manie kann jedoch noch größere Ausmaße annehmen und ich weiß nicht, wie diese aussehen werden.

Was ich allerdings sagen kann ist dies. Sollte der Bitcoinpreis einstürzen, dann würde ich mir erst ab 2.500$ Gedanken über einen All-In Einkauf machen. Bei diesem Preis würde ich mir sogar wünschen eine dritte Niere zu besitzen, die ich zusätzlich spenden könnte, um mehr Bitcoins zu akkumulieren. Erst hier beginnt für mich der persönlich "Margin of Safety", den Warren Buffet persönlich über alles lobt. Allerdings würde dieser nicht in Bitcoins investieren, da diese keinen eigenen Cashflow erzeugen können. Derselbe Grund, warum dieser alte Herr auch kein Gold besitzt. Leider gibt es aber auch das BCash-Konkurrenzprodukt, das sich mit den selben Proof-of-Work-Algorithmus mit Bitcoin teilt und dadurch die selbe Hardware zum Mining verwendet werden kann. Sollte der Bitcoin-Preis also drastisch abfallen, aber der BCash-Preis nicht, dann wird erst dort noch das Mining auf Grund der Profitabilität stattfinden.

Finde ich Bitcoin also überteuert? JA! Aber wenn ich mir den irrationalen Markt gerade ansehe, bei dem Ripple, ein zentrales Token, das nicht mal eine Blockchain darstellt und bei dem über 60% des gesamten Supplys in den Händen von 5 Personen liegen, wobei eine Person ein bekannter Sammer ist und die Transaktionen dort jederzeit zurückgerollt oder zensiert werden können, auf einen Preis von über 2$ steigen kann. Dann ist mir klar, wie unfassbar groß der Anteil an dummen und gierigem Kapital noch ist, weswegen ich auch weiterhin ein Anhalten der Manie nicht ausschließe.

Das hier ist nur meine persönliche Meinung, auf Grund von Fakten und kein Investmenthinweis.

Zuletzt möchte ich noch den jammernden Jan grüßen, der meine Artikel für gierige Geldmacherei hält. Er hat damit natürlich vollkommen Recht! Ich habe dich trotzdem lieb @jedigeiss :*

Mit freundlichen Grüßen
@cobalus




Quellen:

Bananenestromkreis inspiriert durch @jedigeiss
Mathematische Formeln auf einer Tafel
Bitcoin-Miningpoolverteilung
Bitcoinminer mit Spitzhacke

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